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[Zum Zeugen gewandt:]

Wie weit haben Sie sich bemüht, aus Konzentrationslagern Arbeitskräfte für die Rüstung zu erhalten?

SPEER: Ich wollte zu dem Dokument noch kurz etwas sagen.

Wenn ich dieses Schreiben gekannt hätte, dann hätte ich niemals das Vertrauen zu Himmler gehabt, daß er auf Grund einer Weisung Hitlers korrekt seinen Befehl durchführen würde. Denn dieses Schreiben zeigt eindeutig, daß diese Aktion dritten Dienststellen gegenüber geheimgehalten werden soll. Diese dritten Dienststellen konnten nur die Dienststellen des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz oder meine Dienststelle sein.

Ich muß aber abschließend zu dieser Frage sagen, daß es meine Pflicht als Rüstungsminister war, mich für Verwendung aller Arbeiter, die irgendwie verfügbar waren, in der Rüstung oder sonstigen Produktion einzusetzen. Ich hielt es daher für richtig, daß auch Arbeiter aus den Konzentrationslagern in den Rüstungsbetrieben, in den Betrieben der Produktion arbeiteten.

Der Hauptpunkt der Anklage, daß ich mit Absicht die Anzahl der Konzentrationslager erhöht hätte oder verursacht hätte, ist in keiner Weise richtig. Ich hatte das gegenteilige Interesse, wenn ich nur rein von meinem Produktionsstandpunkt ausgehe.

DR. FLÄCHSNER: Ich darf dazu bemerken, daß sich über diesen Punkt der Zeuge Schmelter unter Nummer 9 und 35 der ihm vorgelegten Fragen, der Zeuge Schieber unter Nummer 20 geäußert hat;

Herr Speer! Es sind nun von der Anklage unter Nummer R-124, Exhibit US-179 verschiedene Ihrer Bemerkungen, die Sie in den Sitzungen der Zentralen Planung gemacht haben, vorgelegt worden.

Herr Präsident! Ich darf bitte verweisen auf Seite 53 des englischen Textes meines Dokumentenbuches.

Was sagen Sie, Herr Speer, zu Ihrer Bemerkung über die »Bummelanten«, in der Sitzung vom 30. Oktober 1942?

SPEER: Ich habe die Bemerkung so gemacht, wie sie in dem Stenogramm festgehalten ist. Ich habe aber hier die Gelegenheit gehabt, das gesamte Stenogramm der Zentralen Planung durchzulesen und habe festgestellt, daß auf diese Bemerkung nichts weiter erfolgte und auch von mir nicht eine Maßnahme verlangt wurde.

DR. FLÄCHSNER: Auf der gleichen Seite des Dokumentenbuches, Herr Präsident, ist wiedergegeben eine Äußerung aus einer Sitzung vom 22. April 1943.

Herr Speer! Was haben Sie zu dieser Bemerkung zu sagen? Auf die russischen Kriegsgefangenen bezieht sie sich.

SPEER: Es ist nur kurz aufzuklären, daß das ein Beweis dafür ist, daß der Begriff »Rüstung« so aufzufassen ist, wie ich ihn dargestellt habe. Denn die beiden Sparten, aus denen die 90000 Russen, die nach dem Dokument in der Rüstung beschäftigt sind, herkommen, ist die Eisen-, Stahl- und Metallwarenherstellung mit 29000, und Maschinen-, Kessel-, Fahrzeug- und Apparatebau mit 63000.

DR. FLÄCHSNER: Herr Speer! Dann ist noch von der Anklagebehörde eine Äußerung vorgetragen worden, die Sie am 25. Mai 1944 gemacht haben. Auch diese ist auf Seite 53 des englischen Textes des Dokumentenbuches wiedergegeben. Da erklärten Sie in einer Besprechung mit Keitel und Zeitzler, daß nach einer Weisung Hitlers die Hilfsfreiwilligen aufzulösen seien und daß Sie die Überführung der Russen aus den rückwärtigen Heeresgebieten machen wollten.

SPEER: Ich habe auch hier das Stenogramm durchgelesen. Das ist kurz aufzuklären. Es handelt sich bei den in dem Dokument genannten »Hiwi« um die sogenannten Hilfswilligen, die sich dem Troß der in Rußland kämpfenden Truppen angeschlossen hatten, und im Laufe der Monate waren diese zu einer ungeheuren Stärke angewachsen, weil sie bei den Rückzügen mitzogen, da sie wahrscheinlich von ihrer Heimat als Verräter behandelt worden wären. Die Hilfswilligen wurden jedoch nicht, wie es mein Wunsch war, an die Produktion abgegeben. Die Besprechung, die dort vorgesehen war, hat nicht stattgefunden.

DR. FLÄCHSNER: Wollen Sie sich kurz äußern zu der von der Anklagebehörde unter Nummer 556-PS vorgelegten Aktennotiz Sauckels über ein Telephongespräch vom 4. Januar 1943, welches sich auf den Arbeitseinsatz bezieht?

SPEER: Nach diesem Telephongespräch sollte durch verschärfte Maßnahmen in Frankreich der Arbeitseinsatz verstärkt werden. Aus einem Führerprotokoll, das ich in den letzten Tagen gefunden habe, und zwar dem Führerprotokoll der Sitzung vom 3. auf 5. Januar 1943, geht hervor, daß es sich damals bei der Meinungsäußerung Hitlers um einen verstärkten Einsatz der Franzosen in Frankreich selbst für die dortige Industrie und Wirtschaft handelte.

DR. FLÄCHSNER: Ich werde, Herr Präsident, dieses Schriftstück später einreichen. Ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt...

VORSITZENDER: Können Sie dem Gerichtshof sagen, wie lange Sie noch brauchen, Dr. Flächsner?

DR. FLÄCHSNER: Ich hoffe, heute abend vor 5.00 Uhr fertig zu sein.

VORSITZENDER: Sie werden das im Auge behalten, was ich Ihnen bereits über die Erheblichkeit von Argumenten und Beweismaterial gesagt habe, das Sie bisher zusammengetragen haben.

DR. FLÄCHSNER: Jawohl, Herr Präsident.

VORSITZENDER: Wir vertagen uns nunmehr.