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gez. Söhling

Bürovorsteher der Lokomotivfabrik«

Folgendes Schreiben, von Theile unterschrieben, ist beigefügt:

»Zu obigem Schreiben habe ich noch folgendes hinzuzusetzen:

Nachdem uns am 16. ds. Mts. die russ. K. G. durch den Arbeitseinsatz zugewiesen worden waren, habe ich mich sofort mit Herrn Dr. Lehmann wegen Verpflegung derselben in Verbindung gesetzt. Hierbei erfuhr ich, daß jeder Gefangene morgens zwischen 4 und 5 Uhr 300 gr. Brot erhält. Ich wies darauf hin, daß es unmöglich sei, mit dieser Ration Brot bis 18 Uhr auszukommen, worauf mir Herr Dr. Lehmann sagte, daß die russ. K. G. nicht an die westeuropäische Beköstigung gewöhnt werden dürften. Ich erwiderte, daß die Gefangenen bei dieser Verpflegung die im Kesselbau verlangte Arbeits leistung nicht ausführen könnten und daß es für uns unzweckmäßig sei, die Leute unter diesen Umständen noch länger im Betrieb zu belassen. Zugleich verlangte ich aber, wenn die Russen weiter beschäftigt werden sollten, daß denselben ein warmes Mittagessen gegeben und daß, wenn möglich, die Brotration so aufgeteilt wird, daß die Hälfte morgens früh und die zweite Hälfte während unserer Frühstückspause verteilt wird. Der von mir gemachte Vorschlag ist auch bereits bei den franz. Kriegsgefangenen von uns selbst ausgeführt worden und hat sich auch als sehr zweckmäßig und gut erwiesen.

Herr Dr. Lehmann ging aber leider auf meinen Vorschlag nicht ein, und aus diesem Grunde mußte ich natürlich wieder vom Betrieb aus einen eigenen Weg gehen und habe deswegen Herrn Söhling beauftragt, die Verpflegung der russ. K. G. genau wie bei den franz. K. G. in die Wege zu leiten, damit die Russen baldigst die von ihnen verlangten Arbeiten ausführen können. Denn es geht hierbei nur um eine Mehrleistung in der Fertigung, wie sie von dem Minister für Munition und Bewaffnung und von der DAF verlangt wird.«

Nun frage ich Sie erstens, ob die Stellungnahme des Chefs der Lokomotivfabrik nicht eine vollkommen notwendige Stellungnahme im Interesse der Produktion war?

SPEER: Es ist klar, daß ein Arbeiter, der ungenügend ernährt ist, nicht eine gute Leistung vollbringen kann, und ich habe gestern bereits gesagt, daß jeder Betriebsführer und ich an der Spitze natürlich ein Interesse daran hatten, gut ernährte und auch zufriedene Arbeiter zu haben, weil schlecht ernährte und unzufriedene Arbeiter mehr Ausschuß fabrizieren, weil die Fehlerquellen größer werden.

Hier zu diesem Dokument möchte ich aber folgendes sagen: Das Dokument, ist vom 25. Februar 1942. Es war zu dieser Zeit offizielle Weisung, daß die russischen Kriegsgefangenen und auch die russischen ausländischen Arbeiter, die frisch in das Reich hereinkamen, schlechter behandelt werden als wie die westlichen Kriegsgefangenen und die westlichen Arbeiter. Mir wurde das bekannt durch Beschwerden von Betriebsführern, und in meinem Dokumentenbuch ist von Mitte März 1942, also etwa drei bis vier Wochen nach diesem Dokument, ein Führerprotokoll enthalten, in dem ich Hitler darauf aufmerksam machte, daß die Ernährung der russischen Kriegsgefangenen, der russischen Arbeiter, absolut unzureichend sei und daß sie auf eine genügende Ernährung gebracht werden müssen, und daß außerdem die russischen Arbeiter wie Kriegsgefangene hinter Stacheldraht gehalten würden, und daß auch das abgestellt werden müsse, und aus dem Protokoll geht hervor, daß ich in beiden Fällen bei Hitler erreichte, daß die Zustände abgeändert werden sollten und auch abgeändert wurden.

Ich muß hier weiter sagen, daß es wirklich ein Verdienst von Sauckel ist, daß er hier gegen eine Welle von Unverstand zunächst ankämpfte und alles tat, damit die ausländischen Arbeiter und die Kriegsgefangenen besser behandelt werden und eine anständige Verpflegung bekommen.

JUSTICE JACKSON: Wir werden uns später noch mit den Zuständen befassen. Ich möchte Sie nämlich jetzt fragen: Wer war denn nun wirklich für diese Zustände verantwortlich, wenn weder Sie noch Sauckel dafür verantwortlich waren? Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß dieses die Frage ist, auf die ich kommen wollte.

Ich zeige Ihnen ein neues Dokument, D-398, welches Beweisstück US-894 wird, und zwar eine Erklärung, die der britisch-amerikanischen Kommission bei ihren Untersuchungen in diesem Arbeitslager von Krupp abgegeben worden ist. Ich kann auch Dokument D-321 verwenden. Ja, wir werden Dokument D-321 verwenden, das Nummer 893 wird.

VORSITZENDER: 894 war doch die letzte Nummer, die Sie uns gaben. Welche Nummer bekommt das Dokument, das Sie jetzt anbieten?

JUSTICE JACKSON: 398 wird 894. 321 wird nun 895.