[Zum Zeugen gewandt:]
Es war zur Verteilung an Ihre verschiedenen Ämter bestimmt. In diesem Dokument schreiben Sie:
»Aus gegebener Veranlassung ordne ich an, daß in Zukunft bei Veranstaltungen und Verlautbarungen jeder Art, die sich mit dem deutsch-tschechischen Problem befassen, die Blickrichtung der gesamten Bevölkerung mehr als je auf den Krieg und seine Erfordernisse gelenkt wird und die Verpflichtung auch des tschechischen Volkes zur Leistung der ihm im Verband des Großdeutschen Reiches gestellten Kriegsaufgaben in den Vordergrund gestellt wird.
Andere Fragen des deutsch-tschechischen Problems sind zur Zeit für eine öffentliche Erörterung ungeeignet. Dabei weise ich darauf hin, daß unbeschadet meiner Anordnung die verwaltungsmäßige Behandlung und Bearbeitung aller Fragen des deutsch-tschechischen Problems in keiner Weise berührt wird.«
Und dann im letzten Absatz:
»Die erforderlichen öffentlichen Erklärungen über die politischen Fragen des Protektorats, insbesondere solche Ausführungen an die Adresse der tschechischen Bevölkerung, sind einzig und allein meine Angelegenheit und werden von mir zur gegebenen Zeit veranlaßt.«
Warum haben Sie alle öffentlichen Erklärungen an die tschechische Bevölkerung so scharf verboten?
VON NEURATH: Das ist nicht bloß an die tschechische Bevölkerung, sondern das ist speziell an die Deutschen gerichtet, und zwar gerade, um das nämlich... da ist irgendein besonderer Vorfall, dessen ich mich nicht mehr entsinne, gewesen... es steht hier »aus gegebener Veranlassung ordne ich an...,« wo wieder mal über die Zukunft des Protektorats gesprochen oder etwas veröffentlicht worden ist. Das war der Anlaß, und darauf habe ich hingewiesen, daß das verboten sei.
SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Nun, ich bin der Meinung, daß Ihre und Franks Vorschläge für sich selbst sprechen. Ich möchte nun, daß Sie mir in einer anderen Angelegenheit behilflich sind.
Wissen Sie noch, daß nach Schließung der Universität die Frage aufkam, was mit den Studenten geschehen solle? Es waren ungefähr 18000 Studenten, die natürlich beschäftigungslos waren, denn sie konnten nicht...
VON NEURATH: Verzeihung, Verzeihung, Verzeihung, nein, soviel waren es nicht. Das waren höchstens 1800 im ganzen.
SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Nein, erlauben Sie mir zu sagen, daß es sich entweder um einen Irrtum Ihrerseits oder seitens Ihres Amtes handeln muß. Nach dem Vermerk der Gruppe X Ihres Amtes heißt es:
»Nach den mir vorliegenden Unterlagen beträgt die Zahl der durch die auf drei Jahre erfolgte Schließung« – ich möchte annehmen, daß auch die höheren Schulen inbegriffen sind – »der tschechischen Hochschulen betroffenen Studenten 18998.
Nach den Pressemitteilungen vom 21. dieses Monats sind im Zusammenhang mit den Vorkommnissen vom 15. d. M. lediglich 1200 Personen festgenommen worden.«
Ihr Amt sagt weiterhin, daß nach Abzug dieser Zahl immer noch 17800 Menschen verbleiben, die von Ihnen nun beschäftigt werden mußten.
Euer Lordschaft! Es ist Seite 104, Dokument 3858-PS, GB-523.
VON NEURATH: Ich will diese Feststellung meines Beamten da nicht bestreiten. Er muß es besser gewußt haben als ich. Ich wundere mich nur, daß auf zwei tschechischen Universitäten 18000 Studenten gewesen sein sollen bei einer Bevölkerung von sieben Millionen.
VORSITZENDER: Wollen Sie es vielleicht mit dem Original vergleichen?
SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Ich werde es gern vergleichen, Euer Lordschaft.
Es scheint ziemlich klar zu sein, Euer Lordschaft, daß beide Zahlen... Sie sind in Ziffern angegeben, es steht hier 18998, unten wird die Änderung erwähnt, nach der 1200 Menschen abgerechnet werden müssen. Es bleiben noch 17800 Personen übrig. Wenn es nur 1800 gewesen wären, könnte die zweite Zahl nicht stimmen.
DR. VON LÜDINGHAUSEN: Herr Präsident! Es muß irgendwie ein Irrtum da vorliegen. Das wären ja mehr für die Tschechei für zwei Universitäten... für eine Universität, wie sie Berlin in seinen besten Zeiten gehabt hat. Berlin hat höchstens 8000 bis 9000 Studenten im Jahr gehabt, und dann sollen bei einem Lande von nur sieben Millionen 18000 Studenten auf zwei Universitäten gewesen sein. Das kann nicht stimmen.
SIR DAVID MAXWELL-FYFE: Euer Lordschaft! Es kann sich um drei Altersgruppen handeln. Es heißt hier:
»Nach den mir vorliegenden Unterlagen beträgt die Zahl der durch die auf drei Jahre erfolgte Schließung der tschechischen Hochschulen betroffenen Studenten 18998.«
Vielleicht handelt es sich um die Aufnahmen für zwei Jahre und dazu kommt noch die Anzahl der bereits studierenden Studenten.