HOME

<< Zurück
|
Vorwärts >>

[Zum Zeugen gewandt:]

Kannten Sie das, was über die Tätigkeit der Polizei in den besetzten Gebieten hier von der Anklage geschildert wurde?

FRITZSCHE: Nein.

DR. FRITZ: Bei dieser Gelegenheit eine Zwischenfrage: Ich habe den Zeugen Paulus schon gefragt nach Ihrem Verhalten, nachdem Sie von dem Kommissarbefehl Kenntnis erhalten haben. Wie steht es damit?

FRITZSCHE: Den Befehl zur Erschießung gefangengenommener Sowjetkommissare lernte ich kennen Anfang Mai 1942, als ich zur 6. Armee kam. Ich habe sofort dagegen Stellung genommen. Ob er durchgeführt wurde oder nicht, das weiß ich nicht. Hier hat Feldmarschall Paulus zweifellos recht, wenn er erklärte, daß er die Durchführung dieses Befehls im Bereich seiner Armee schon vorher verhindert hatte. Ich jedenfalls machte es mir zur Aufgabe, den Befehl als solchen aufheben zu lassen, und ich habe dies auch erreicht, indem von der 6. Armee aus auf meinen Rat bestimmte Eingaben an das Oberkommando der Wehrmacht oder an den Führungsstab gemacht wurden. Ich bin im übrigen der Überzeugung, daß viele Armeeführer genau so handelten wie der Armeeführer der 6. Armee und diesen Erlaß eben nicht durchführten, aber er wurde daraufhin wenigstens ausdrücklich aufgehoben.

DR. FRITZ: Die Staatsanwaltschaft zitiert zwei Absätze Ihrer Rundfunkrede vom 5. Juli 1941.

Herr Präsident! Das ist im englischen Protokoll Hauptmann Sprecher, Seite 32 bis 33.

[Zum Zeugen gewandt:]

Die Staatsanwaltschaft folgert aus diesem Zitat, daß Sie aufgehetzt hätten zu rücksichtslosen Maßnahmen gegen die Bevölkerung der Sowjetunion. Sie hätten die Völker der Sowjetunion verleumdet.

VORSITZENDER: Wir können es hier nicht finden. Welche PS-Nummer ist es?

DR. FRITZ: Das ist im Protokoll, Herr Präsident.

VORSITZENDER: Wir haben das Protokoll nicht hier. Wir haben das Dokumentenbuch; es ist nicht 33 Seiten stark, sondern es enthält nur 32 oder 31 Seiten und ein Stückchen.

DR. FRITZ: Ich kann die Exhibit-Nummer angeben, das ist 3064-PS, US-723, und...

VORSITZENDER: Es ist Seite 14 in unserem Dokumentenbuch. Sie haben gesagt 5. Juli?

DR. FRITZ: 5. Juli 1941.

VORSITZENDER: Ich habe hier den 7. und 10. Juli, aber nicht den 5. Juli. Welche Seite ist es in den stenographischen Aufzeichnungen? Wissen Sie das?

DR. FRITZ: Im englischen Text Seite 32 und 33. Ich habe das englische Protokoll hier.

VORSITZENDER: Dann lesen Sie es am besten vor.

DR. FRITZ: Das Zitat aus der Anklagerede Hauptmann Sprechers lautet:

»Wie aus Briefen von der Front, von P.K.-Berichterstattern« – P. K. sind Propaganda-Kompanien, die der deutschen Armee beigegeben wurden, wo immer sie vorging – »und von Soldaten auf Urlaub zur Genüge ersichtlich ist, steht in diesem Kampf im Osten kein politisches System gegen ein anderes, kämpft keine Weltanschauung gegen eine andere, sondern Kultur, Zivilisation und Menschenwürde haben sich gegen die teuflischen Prinzipien einer Unterwelt erhoben.«

FRITZSCHE: Ich möchte hier feststellen: Ich habe damit weder zu rücksichtslosen Maßnahmen gegen die Bevölkerung der Sowjetunion aufgehetzt, noch wollte ich die Völker der Sowjetunion verleumden. Ich verweise auf den Gesamtwortlaut der Ansprache vom 5. Juli. Ich möchte diesen Wortlaut nicht verlesen, bitte aber um die Erlaubnis, ganz kurz zusammenfassen zu dürfen.

DR. FRITZ: Herr Präsident! In meinem Dokumentenbuch Nummer I – ich weiß nicht, ob dem Hohen Gericht dieses schon vorliegt – habe ich die sämtlichen Rundfunkreden...

VORSITZENDER: Wir haben es nicht.

DR. FRITZ:... Rundfunkansprachen des Angeklagten Fritzsche, aus denen die Staatsanwaltschaft Stellen zitiert hat zu seiner Belastung, in vollem Wortlaut aufgenommen.

VORSITZENDER: Es ist mir eben übergeben worden. Auf welcher Seite ist es?

DR. FRITZ: Das ist auf Seite 8 bis 13, die Rundfunkrede vom 5. Juli 1941.