[Zum Zeugen gewandt:]
Als zweites Zitat hat die Anklagebehörde eine Stelle aus Ihrer Rundfunkansprache vom 18. März 1941 gebracht. Die Anklage meint, dies sei auch eine Aufforderung zur Judenverfolgung. Außerdem sagt sie, dies sei ein Beweis Ihrer Propaganda für den Begriff »Herrenrasse«.
Herr Präsident! Diese Rede vom 18. März 1941 befindet sich in meinem Dokumentenbuch Nummer I, auf den Seiten 2 bis 7.
[Zum Zeugen gewandt:]
Die Anklagebehörde hat aus dieser Rede nur einen Absatz zitiert. Was sagen Sie dazu?
FRITZSCHE: Ich bitte, das Zitat selbst nur genau zu lesen. Ich will es nicht vorlesen. Dann wird sich ergeben, daß ich ausdrücklich Herrn Roosevelt zustimme, als er erklärte, es gäbe keine Herrenrasse. Ich habe die Richtigkeit dieses Satzes gebilligt, nicht nur gegenüber dem Deutschtum, sondern auch gegenüber dem Judentum. Die Staatsanwaltschaft folgerte aus diesem Satz, er sei eine Begründung für vergangene Taten in der Judenverfolgung und eine Ankündigung, daß noch mehr kommen sollte. Ich verstehe diese Folgerung nicht, sie ist durch nichts begründet.
VORSITZENDER: In unserem Exemplar ist kein Datum oben auf Seite 2 Ihres ersten Bandes... Ja, ich sehe, es ist im Inhaltsverzeichnis. Auf welcher Seite befindet sich die Stelle, die die Anklagevertretung zitiert hat?
DR. FRITZ: Auf Seite 5 unten, Ziffer 5, Herr Präsident.
VORSITZENDER: Ja. Sehr gut.
DR. FRITZ: Es beginnt mit den Worten:
»Aber die Krone...« und so weiter, das ist das Zitat der Anklagebehörde.
[Zum Zeugen gewandt:]
Als drittes Zitat hat die Anklage eine Stelle Ihrer Ansprache vom 9. Oktober 1941 gebracht.
Herr Präsident! Das ist im Dokumentenbuch I auf Seite 20 bis 25, die gesamte Rede.
[Zum Zeugen gewandt:]
Die Anklagebehörde hat auch aus dieser Rede nur einen Absatz zitiert. In diesem Absatz sprechen Sie, Herr Fritzsche, von einer neuen Welle der internationalen jüdisch-demokratisch-bolschewistischen Hetze. Was sagen Sie dazu?
FRITZSCHE: Ich habe nur wenig dazu zu sagen. Diese Ansprache wurde in jenen Tagen des Herbstes 1941 gehalten, in denen der Reichspressechef verkündet hatte, der deutsche Sieg im Osten sei entschieden. Ich hatte die gesamte deutsche Presse gewarnt vor der uneingeschränkten Übernahme dieser Parole. Ich glaubte nicht an diese angeblich schon gefallene Entscheidung. Ich schlug allen deutschen Zeitungen vor, von einer längeren Kriegsdauer zu sprechen.
In dieser Ansprache nun wollte ich ebenfalls die Wirkung der offiziellen Siegesbotschaft abschwächen; darum nannte ich in dieser Ansprache wohl zum erstenmal in Deutschland die drei Faktoren, die dann später tatsächlich den Kampf im Osten gegen Deutschland entschieden haben. Erstens die Partisanen, zweitens die internationale Waffenhilfe und drittens die Propaganda. Diesen letzteren Teil allein hat die Anklage zitiert. Er entspricht, wie ich schon länger ausgeführt habe, meinen damaligen Kenntnissen und Anschauungen.
DR. FRITZ: Als nächstes Zitat hat die Anklage eine Stelle aus Ihrer Ansprache vom 8. Januar 1944 gebracht.
Die vollständige Rede, Herr Vorsitzender, ist die siebente Rede in meinem Dokumentenbuch I, auf den Seiten 40 bis 45.
[Zum Zeugen gewandt:]
In ihr sagen Sie, daß nicht eine neue Regierungsform oder eine Form des Sozialismus den Krieg ausgelöst hätte, sondern die Hetze von Juden und Plutokraten. Wie kamen Sie dazu, dies zu sagen?
FRITZSCHE: Ich verweise zur Begründung auch hier vor allem auf das, was ich bereits gesagt habe und darf darüber hinaus betonen, ich habe auch diese scharfe Anklage nicht einfach erhoben sozusagen aus heiterem Himmel oder etwa nur, weil ich hätte hetzen wollen, das beweist der Zusammenhang.
Wenn es mir gestattet ist, darf ich in diesem Fall den Zusammenhang vielleicht kurz darlegen. Das Thema der fraglichen Ansprache waren die damaligen Meinungsverschiedenheiten zwischen der polnischen Emigrantenregierung in Moskau... nein, in London und der Sowjetregierung in Moskau. Es ging um irgendwelche territorialen Forderungen. Ich zitiere da wörtlich die Londoner »Times«. Diese schrieb, die verlangte Abtretung polnischer Gebiete an Rußland sei doch nur ein kleiner und bescheidener Preis für die absolute und zuverlässige Garantie Polens durch die Sowjetunion. Diese Äußerung der Londoner »Times« benutzte ich, ich muß sagen, selbstverständlich zu einer polemischen Feststellung, indem ich nämlich sagte: »Ja, wenn die ›Times‹ es auch so geschrieben hätte im August 1939, als ob es nur um eine Stadt oder eine Straße ging, dann wäre es gar nicht zum Krieg gekommen« und so weiter.
Ich darf bei dieser Gelegenheit nur feststellen, alle diese Zitate bringen fast ausschließlich nur die Kombination der Begriffe Juden, Plutokraten, Bolschewisten, also hier war nicht etwa die Rassenfrage primär, sondern primär war der ideologische Kampf, wie er sich in diesem Krieg mir nun einmal darstellte.
DR. FRITZ: Als nächstes Ihrer Zitate brachte die Anklage einige Stellen Ihrer Ansprache vom 13. Januar 1945.
Herr Präsident! Die vollständige Rede ist als ächte Rede im Dokumentenbuch I auf den Seiten 46 bis 51 zu finden. Die Anklagebehörde zitiert nur zwei Absätze, und zwar auf Seite 50 meines Dokumentenbuches, Absatz 2.