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[Das Gericht vertagt sich bis 14.00 Uhr.]

Nachmittagssitzung.

GENERAL RUDENKO: Angeklagter Fritzsche! Man wird Urnen gleich Auszüge Ihrer Rede vom 5. Juli 1941 vorlegen. Diese Rede betrifft den Widerstand, den die deutsch-faschistischen Truppen antrafen, als sie in das USSR-Gebiet eindrangen.

[Zum Vorsitzenden gewandt:]

Herr Vorsitzender! Es ist das Dokument Nummer 3064-PS, das bereits von der Verteidigung vorgelegt wurde.

[Zum Zeugen gewandt:]

Bitte sehen Sie sich den letzten Absatz, den Absatz 7, an. Ich beabsichtige nicht, ihn zu verlesen.

FRITZSCHE: Ich habe Kenntnis genommen.

GENERAL RUDENKO: Sehr gut. Geben Sie zu, daß Sie genau so gesprochen haben?

FRITZSCHE: Jawohl, ich gebe das zu und betone, ohne ihn zu zitieren, den Zusammenhang, in dem es gesagt wurde.

GENERAL RUDENKO: Sehr wohl, ich will Sie nur folgendes fragen: Sind es nicht Ausdrücke einer menschenfeindlichen Theorie, wenn Sie in Ihren Reden das polnische und das Sowjetvolk beleidigen, indem Sie es als »Untermenschen« bezeichnen?

FRITZSCHE: Ich stelle fest, Herr Ankläger, daß ich niemals das russische Volk, niemals das polnische Volk als Volk von Untermenschen bezeichnet habe.

GENERAL RUDENKO: Schön. Ich habe keine Absicht, mit Ihnen zu streiten; die Dokumente sprechen ja für sich.

Ich will nochmals auf die Aussagen von Hans Voß zurückkommen. Es ist das Dokument USSR-471. Es wurde bereits vorgelegt. Sehen Sie sich den Auszug Nummer 2 an, die Stelle ist unterstrichen. Ich werde diesen kurzen Auszug zitieren. Ich verlese:

»...und er verstand es, auf das deutsche Bewußtsein einzuwirken, indem er die Deutschen zu überzeugen versuchte, daß gerade sie – Deutsche – die höhere Rasse seien und darum andere Völker als ihre Sklaven führen müssen.«

Entspricht dies den Tatsachen?

FRITZSCHE: Nein, es entspricht nicht der Wirklichkeit, sondern es widerspricht ihr in allen Punkten.

GENERAL RUDENKO: Es widerspricht Ihrer Behauptung, nicht wahr? Gut. Ich will Ihnen nun folgende Frage stellen:

Ist Ihnen der Name des Generalleutnants Rainer Stahel bekannt, des früheren Kommandeurs der Stadt Warschau?

FRITZSCHE: Ich kenne den Namen nicht.

GENERAL RUDENKO: Sie kennen ihn nicht? Schön. Es wird Ihnen jetzt ein Dokument vorgelegt.

[Zum Gerichtshof gewandt:]

Herr Vorsitzender! Es ist das Dokument USSR- 473, die Aussagen von Rainer Stahel vom 15. September 1941. Ich verlese den ersten Auszug; diese Stelle ist in Ihrem Exemplar unterstrichen.

Ich verlese:

»Goebbels und Fritzsche haben alle Maßnahmen getroffen, um die Rassentheorie unter den Deutschen zu popularisieren und sie darin zu überzeugen, daß die Deutschen eine Herrenrasse seien und daß die anderen Völker als minderwertige der deutschen ›Herrenrasse‹ unterstellt werden müssen. Um die Deutschen darin zu überzeugen und sie zu zwingen an diese Theorie zu glauben, hat das von Goebbels und Fritzsche geführte Propagandaministerium vor und während des Krieges eine ganze Reihe Filme gedreht, zahlreiche Bücher, Broschüren, Zeitschriften und andere Literatur herausgegeben, in der die Verfasser die ›Überlegenheit‹ der Deutschen den anderen Nationen gegenüber zu bewei sen versuchten.

Es ist zu erwähnen, daß infolge einer aktiven Tätigkeit von Goebbels und Fritzsche die Rassentheorie im Bewußtsein eines erheblichen Teiles des deutschen Volkes sich festgesetzt hat. Dies trug dazu bei, daß im Laufe des Krieges die deutschen Soldaten und Offiziere, die sich die Belehrungen der Führer der deutschen Propaganda angeeignet hatten, die Bestialitäten an der friedlichen Bevölkerung verübten.«

Sagen Sie mir, hat Rainer Stahel eine richtige Darstellung Ihrer Rolle in der Propaganda der Rassentheorie gegeben?

FRITZSCHE: Nein. Ich füge hinzu die Feststellung:

Das Niveau dieser Aussage ist noch tiefer als das Niveau der anderen mir vorgelegten Bekundungen, und ich würde es begrüßen, wenn einer derer, deren Aussage hier in dieser Form niedergelegt wurde, nur einer hier erscheinen könnte, um einmal etwas von den Unterlagen anzudeuten, auf denen diese Behauptungen aufgebaut sind.

GENERAL RUDENKO: Ich nehme an, daß Sie im Laufe der sechsmonatigen Dauer dieses Prozesses genügend Zeugenaussagen in diesem Saal gehört haben. Gut, wollen wir weitergehen.

FRITZSCHE: Nein, ich muß hierzu folgendes bemerken:

Ich habe keine Zeugenaussagen über den Gegenstand gehört, der hier zur Sprache steht.

GENERAL RUDENKO: Ich hoffe, Sie werden sich an die Aussagen des Zeugen Höß über die Vernichtung von Millionen von Menschen erinnern?