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[Zum Zeugen gewandt:]

War der Katyner Wald abgesperrt und durch Posten besonders streng bewacht?

Herr Präsident! Ich darf zu dieser Frage bemerken, es war auch hier die Behauptung aufgestellt, diese Absperrung sei erst durch das Regiment eingeführt worden. Früher sei der Wald frei zugänglich gewesen, und man folgert auch daraus etwas zuungunsten des Regiments.

AHRENS: Um dem Regimentsstabsquartier die Fliegerdeckung zu sichern, habe ich verhindert, daß in unmittelbarer Nähe des Regimentsstabsquartiers Abholzungen für Brennmaterial vorgenommen wurden. Es war in diesem Winter so, daß die Truppenteile Holz schlugen, wo sie es kriegten. Am 22. Januar hatte ich einen ziemlich schweren Fliegerangriff, bei dem ein halbes Haus weggerissen war. Eine andere Unterkunft zu kriegen, war gar nicht möglich bei der Enge des Raumes, und ich habe dann vermehrt und verstärkt dafür gesorgt, daß uns dieser an sich schon lichte Mischwald als Deckung erhalten bleibt. Da ich aber ein Gegner von Verbotstafeln bin, habe ich in Versform andere Truppenteile darauf hingewiesen, daß sie uns unsere Bäume zur Fliegerdeckung lassen. Der Wald war auch nicht abgesperrt, insonderheit nicht der Weg, der natürlich befahrbar freigehalten werden mußte bei dem starken Meldeverkehr; sondern ich habe lediglich hin und wieder Posten in den Wald geschickt, um nachzusehen, ob uns die Bäume erhalten bleiben.

DR. STAHMER: Die Anklagebehörde...

VORSITZENDER: Ich bitte Sie, uns zu einer Ihnen genehmen Zeit die Daten anzugeben; das Datum, wann diese Einheit das Hauptquartier bezogen hat und wann sie es verlassen hat.

DR. STAHMER: Jawohl, Herr Präsident.

[Zum Zeugen gewandt:]

Wann hat Ihre Einheit dieses Dnjepr-Schlößchen bezogen, Ihr Regiment?

AHRENS: Soweit mir bekannt ist, ist dieses Haus gleich nachdem die Kampftruppen dieses Gelände verließen, im August 1941, mit den anderen Unterkunftsräumen der Heeresgruppe beschlagnahmt und durch Vorkommandos besetzt worden und ist dann dauernd, solange ich da war, bis zum August 1943 vom Regimentsstab besetzt geblieben.

DR. STAHMER: Also im August 1941 war es zunächst ein Vorkommando, wenn ich Sie recht verstehe?

AHRENS: Soweit mir das bekannt ist, jawohl.

DR. STAHMER: Wann ist der Stab gekommen?

AHRENS: Einige Wochen später.

DR. STAHMER: Wer war damals Regimentskommandeur?

AHRENS: Mein Vorgänger war der Oberst Bedenck.

DR. STAHMER: Wann haben Sie das Regiment übernommen?

AHRENS: Ich kam zur Heeresgruppe in der zweiten Hälfte des November 1941 und habe nach Einarbeitung und Übergabe Ende November, soweit ich mich erinnere, am 30. November, die Führung des Regiments übernommen.

DR. STAHMER: Fand eine ordnungsmäßige Übergabe von Bedenck an Sie statt?

AHRENS: Es fand eine sehr genaue, eingehende und langwierige Übernahme statt bei den sehr umfangreichen Aufgaben dieses Regiments. Es kam hinzu, daß mein Vorgesetzter, der General Oberhäuser, ein außerordentlich in alles eingehender Vorgesetzter war und sich auch persönlich sehr genau überzeugte, ob ich nach den Übergabeverhandlungen und Einweisungen in der Lage war, voll die Aufgaben des Regiments zu übernehmen.

DR. STAHMER: Es ist weiter von der Anklagebehörde behauptet worden und als verdächtig bezeichnet worden, daß in dem Wald häufig geschossen wurde. Ist das richtig, und worauf ist das zurückzuführen?

AHRENS: Ich habe schon erwähnt, daß eine der Hauptaufgaben dieses Regimentsstabes darin bestand, alles vorzubereiten, um einen Überfall abwehren zu können. Bei den wenigen Leuten, die ich in dem Regimentsstab hatte, mußte ich organisatorisch dafür sorgen, daß ich in kürzester Zeit Entsatzkommandos heranbekam. Diese wurden gebildet mittels Funkverbindung mit dem Regimentsstab, und ich befahl, daß Verteidigungsübungen gehalten und Verteidigungsanlagen um das Regimentsstabsquartier gebaut und in diesen Anlagen geübt wurde, gemeinsam mit den Angehörigen des Regimentsstabes. Ich habe zum Teil diese Übungen selbst abgehalten, und es ist selbstverständlich hierbei auch geschossen worden, insonderheit schon deshalb, weil wir uns auf Nachtkämpfe vorzubereiten hatten.

DR. STAHMER: Zu Ihrem Stabsgebäude und in Ihrem Stabsgebäude soll nun ein sehr lebhafter und verdächtiger Verkehr gewesen sein. Beschreiben Sie ganz kurz, wie es sich mit diesem Verkehr verhalten hat.

AHRENS: Zum Regimentsstabsquartier war ein außerordentlich lebhafter Verkehr, der noch erhöht wurde, da ich das Haus im Frühjahr 1941 wieder aufbauen ließ. Ich erwähnte, daß es durch einen Fliegerangriff zerstört war. Aber auch durch die Übungen, die dort abgehalten wurden, verstärkte sich selbstverständlich der Verkehr. Die vorne eingesetzten Abteilungen, 300 und 400 Kilometer vom Regimentsstabsquartier entfernt, mußten und konnten nur durch persönliche Fühlungnahme mit dem Regiment arbeiten... mit dem Regimentsstab arbeiten.

DR. STAHMER: Es soll auch ein starker Lastwagenverkehr stattgefunden haben, der als verdächtig bezeichnet ist.

AHRENS: Außer unserer Versorgung, die ja verhältnismäßig gering war, wurden die Kommandos, wie ich eben erwähnte, durch Lastwagen herangefahren, aber zum Beispiel auch das ganze Baumaterial, was ich brauchte. Sonst ist der Verkehr nicht übermäßig stark gewesen.

DR. STAHMER: Haben Sie Kenntnis davon erlangt, daß etwa 25 Kilometer westlich Smolensk sich drei russische Gefangenenlager befunden hatten, die ursprünglich mit Polen belegt waren und von den Russen aufgegeben wurden bei der Annäherung der Deutschen im Juli 1941?

AHRENS: Ich war seinerzeit noch nicht da. Ich habe aber nie während meiner ganzen Zeit in Rußland einen Polen gesehen, noch von Polen gehört.

DR. STAHMER: Es wird behauptet, es sei aus Berlin ein Befehl ergangen, polnische Kriegsgefangene zu erschießen. Haben Sie von einem solchen Befehl Kenntnis erhalten?

AHRENS: Nein, ich habe nie von einem solchen Befehl etwas gehört.

DR. STAHMER: Haben Sie etwa von einer anderen Dienststelle einen solchen Befehl erhalten?

AHRENS: Ich sagte eben schon, daß ich von einem solchen Befehl nie etwas gehört habe. Ich habe ihn also auch nicht erhalten.

DR. STAHMER: Sind auf Ihre Anweisung, unmittelbare Anweisung, Polen erschossen worden?

AHRENS: Es sind auf meine Anweisung keine Polen erschossen worden. Es ist auf meine Anweisung überhaupt niemand erschossen worden. Ich habe solch einen Befehl in meinem Leben nie gegeben.

DR. STAHMER: Nun sind Sie erst im November 1941 gekommen. Haben Sie etwas davon gehört, daß Ihr Vorgänger, Oberst Bedenck, ähnliche Maßnahmen veranlaßt hat?

AHRENS: Ich habe davon nichts gehört. Ich habe aber mit meinem Regimentsstab, mit dem ich eindreiviertel Jahre eng zusammengewohnt habe, eine derartig innige Verbindung gehabt – ich kannte meine Leute genau und sie mich auch –, daß ich felsenfest davon überzeugt bin, daß diese Tat weder von meinem Vorgänger noch von irgendeinem Angehörigen meines ehemaligen Regiments begangen sein kann. Ich hätte unbedingt mindestens andeutungsweise hiervon erfahren.

VORSITZENDER: Dr. Stahmer! Dies ist doch eine Beweiserörterung, aber keine Beweisführung. Er sagt Ihnen, was seiner Meinung nach sich zugetragen haben könnte.

DR. STAHMER: Ich habe die Frage gestellt, ob er von seinen Regimentsangehörigen davon erfahren hat.

VORSITZENDER: Die Antwort darauf wäre dann wohl »nein« – nämlich, daß er davon nichts gehört hat –, nicht, daß er überzeugt war, er habe es nicht getan.

DR. STAHMER: Sehr gut.