[Der Zeuge betritt den Zeugenstand.]
VORSITZENDER: Wollen Sie Ihren vollen Namen angeben, bitte!
ZEUGE ERICH KEMPKA: Ich heiße Erich Kempka.
VORSITZENDER: Wollen Sie mir den folgenden Eid nachsprechen: »Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit sagen, nichts verschweigen und nichts hinzufügen werde.«
[Der Zeuge spricht die Eidesformel nach.]
VORSITZENDER: Sie können sich setzen.
DR. BERGOLD: Zeuge, in welcher Weise sind Sie während des Krieges in der Umgebung Hitlers tätig gewesen?
KEMPKA: Ich bin während des Krieges als persönlicher Fahrer bei Adolf Hitler tätig gewesen.
DR. BERGOLD: Haben Sie in dieser Eigenschaft den Angeklagten Martin Bormann kennengelernt?
KEMPKA: Jawohl, ich habe in dieser Eigenschaft Martin, den Reichsleiter Martin Bormann, damals kennengelernt als meinen indirekten Vorgesetzten.
DR. BERGOLD: Herr Zeuge! An welchem Tage haben Sie den Angeklagten Martin Bormann zum letzten Male gesehen?
KEMPKA: Ich habe den Reichsleiter, den damaligen Reichsleiter Martin Bormann, in der Nacht vom 1. zum 2. Mai 1945 am Bahnhof Friedrichstraße, Weidendammer Brücke gesehen. Reichsleiter Bormann, der damalige Reichsleiter Bormann, frug mich, wie die allgemeine Lage am Bahnhof Friedrichstraße wäre. Ich sagte ihm, daß es kaum möglich wäre, dort am Bahnhof...
VORSITZENDER: Sie sprechen zu schnell; was hat er Sie gefragt?
KEMPKA: Er frug, wie die Lage wäre, ob man dort am Bahnhof Friedrichstraße durchkommen könnte. Ich sagte ihm, daß es fast unmöglich wäre, da ein zu starker Abwehrkampf wäre. Er frug dann weiter, ob es eventuell mit Panzern möglich wäre. Ich sagte ihm, daß es nur auf einen Versuch ankäme. Es kamen dann auch einige Panzer und einige PSW-Wagen. An diesen wurden dann kleine Trauben gebildet, an den Panzern. Die Panzer schoben sich dann bis in die Panzersperre durch, nachdem der Spitzenpanzer, wo der Martin Bormann ungefähr Mitte des Panzers ging, auf der linken Seite plötzlich einen Treffer bekam, ich nehme an mit einer Panzerfaust aus einem Fenster heraus, und dieser Panzer in die Luft flog. Gerade an der Seite, wo der Martin Bormann ging, stieg plötzlich eine Stichflamme heraus, und ich sah noch...
VORSITZENDER: Sie sprechen immer noch zu schnell. Das letzte, was ich hörte war, daß Bormann in der Mitte der Kolonne ging; ist das richtig?
KEMPKA: Jawohl, in der Mitte des Panzers, auf der linken Seite. Martin... Dieser Panzer bekam, nachdem der Panzer 40 bis 50 Meter durch die Panzersperre hindurch war, einen Treffer, ich nehme an mit einer Panzerfaust aus einem Fenster heraus. Der Panzer flog auseinander in der Höhe, gerade dort, wo Martin... Reichsleiter Bormann ging. Ich selber wurde von der Explosion und durch das Entgegenfliegen einer Person, die vor mir ging – ich nehme an, daß es der damalige Standartenführer Dr. Stumpfecker war –, wurde ich auf die Seite geschleudert und wurde besinnungslos. Als ich wieder zu mir kam, konnte ich auch nichts sehen, ich war von der Stichflamme geblendet. Ich kroch dann wieder zurück bis zur Panzersperre und habe seitdem von Martin Bormann nichts mehr gesehen.
DR. BERGOLD: Zeuge! Haben Sie Martin Bormann bei dieser Gelegenheit in der sich entwickelnden Stichflamme zusammenbrechen sehen?
KEMPKA: Jawohl. Ich sah noch eine Bewegung, die eine Art Zusammenbrechen, man kann auch sagen, ein Wegfliegen war.
DR. BERGOLD: War diese Explosion so stark, daß nach Ihrer Beobachtung Martin Bormann dabei ums Leben gekommen sein müßte?
KEMPKA: Jawohl, ich nehme bestimmt an, daß er von der Stärke dieser Explosion ums Leben gekommen ist.
DR. BERGOLD: Wie war Martin Bormann damals bekleidet?
KEMPKA: Martin Bormann trug einen Ledermantel, eine SS-Führermütze und die Abzeichen eines SS- Obergruppenführers.
DR. BERGOLD: Glauben Sie also, daß er, wenn er damals verwundet gefunden worden wäre, an dieser Bekleidung ohne weiteres als einer der führenden Männer der Bewegung erkannt worden wäre?
KEMPKA: Jawohl.
DR. BERGOLD: Sie sagten, es ging neben Martin Bormann oder vor ihm noch ein anderer Herr, nämlich ein Herr Naumann vom Propagandaministerium?
KEMPKA: Jawohl, das war der ehemalige Staatssekretär Dr. Naumann.
DR. BERGOLD: War der ungefähr in der gleichen Höhe der Explosion?
KEMPKA: Nein, er war vielleicht ein bis zwei Meter vor Martin Bormann.
DR. BERGOLD: Haben Sie von diesem Staatssekretär Naumann in der Folgezeit noch etwas gesehen?
KEMPKA: Habe ich auch nichts mehr davon gesehen, ebenso von dem Standartenführer Dr. Stumpfecker nicht.
DR. BERGOLD: Sie sind damals zurückgekrochen?
KEMPKA: Jawohl.
DR. BERGOLD: Ihnen ist niemand anderes nachgefolgt?
KEMPKA: Doch. Es war immer so, wenn man nach... hinter dieser Panzersperre durchging, man immer ein starkes Abwehrfeuer bekam. Es blieben nun jeweilig einige liegen, und der Rest ging immer wieder zurück. Die an dem Panzer gewesen sind, von denen habe ich nichts mehr gesehen.
DR. BERGOLD: Hohes Gericht! Ich habe an diesen Zeugen keine weiteren Fragen.
MR. DODD: Ich habe keine Fragen, Herr Präsident!
VORSITZENDER: Wollen die Verteidiger dem Zeugen noch Fragen stellen?