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[Zum Zeugen gewandt:]

Wie viele Panzer waren in dieser Kolonne?

KEMPKA: Das kann ich im Augenblick nicht sagen, es waren vielleicht zwei oder drei, es können auch vier gewesen sein, aber mehr PSW-Wagen waren da, Panzerschützenwagen.

VORSITZENDER: Wie viele waren es?

KEMPKA: Es kamen immer mehrere und fuhren auch wieder welche weg. Die versuchten dort durchzubrechen, das waren vielleicht einer oder zwei, die anderen haben sich dann wieder abgesetzt, nachdem der Panzer in die Luft geflogen war.

VORSITZENDER: Wo startete diese Kolonne?

KEMPKA: Das weiß ich nicht, die kamen... plötzlich waren die da, ich nehme an, daß das Panzer waren, die sich in die Stadtmitte abgesetzt hatten und ebenfalls nach einem Ausbruch in südlicher Richtung suchten.

VORSITZENDER: Wenn Sie sagten, daß sie plötzlich da waren, wo, meinen Sie, daß sie waren? Wo sind Sie mitgenommen worden?

KEMPKA: Ich bin nicht mitgenommen worden, sondern ich bin von der Reichskanzlei...

VORSITZENDER: Gut. Wo stießen Sie auf sie? Wo haben Sie sie zuerst gesehen?

KEMPKA: An der Weidendammer Brücke hinter dem Bahnhof Friedrichstraße, dort sind die nachts aufgekommen.

VORSITZENDER: Wo hat Bormann Sie zum erstenmal gefragt, ob es möglich sei, durchzukommen?

KEMPKA: Das war an der Panzersperre hinter dem Bahnhof Friedrichstraße an der Weidendammer Brücke.

VORSITZENDER: Wollen Sie sagen, daß Sie ihn auf der Straße trafen?

KEMPKA: Jawohl. Beim Auszug aus der Reichskanzlei war der Martin Bormann nicht anwesend, er erschien erst dort an der Brücke nachts zwischen 2.00 oder 3.00 Uhr.

VORSITZENDER: Sie haben ihn dort zufällig getroffen, meinen Sie?

KEMPKA: Ich habe ihn dort nur zufällig getroffen, jawohl.

VORSITZENDER: War irgend jemand mit ihm?

KEMPKA: Es war der Staatssekretär Dr. Naumann vom Propagandaministerium bei ihm, ebenso Dr. Stumpfecker, der als letzter Arzt beim Führer mit anwesend war.

VORSITZENDER: Wie weit waren Sie von der Reichskanzlei entfernt?

KEMPKA: Das ist... sind... bis zum... von der Reichskanzlei bis Bahnhof Friedrichstraße vielleicht ein Weg von einer Viertelstunde bei normalen Verhältnissen.

VORSITZENDER: Und dann sahen Sie, wie einige Tanks und einige andere Panzerwagen heranrollten, stimmt das?

KEMPKA: Jawohl, jawohl.

VORSITZENDER: Deutsche Panzerwagen und deutsche Tanks?

KEMPKA: Jawohl. Deutsche Panzerwagen.

VORSITZENDER: Haben Sie irgend etwas mit den Fahrern gesprochen?

KEMPKA: Nein, ich habe mich nicht mit den Fahrern unterhalten, ich glaube, es war Staatssekretär, der ehemalige Staatssekretär Naumann.

VORSITZENDER: Und Sie sind nicht in die Wagen eingestiegen?

KEMPKA: Nein, wir sind nicht eingestiegen, weder Staatssekretär Naumann noch Reichsleiter Bormann.

VORSITZENDER: Sie sind nur mitgegangen?

KEMPKA: Ich bin einfach mitgelaufen, jawohl.

VORSITZENDER: Und wo waren Sie mit Bezug auf Bormann?

KEMPKA: Ich war hinter dem Panzer, ungefähr auf der linken Seite hinter dem Panzer.

VORSITZENDER: Wie weit von Bormann?

KEMPKA: Das waren vielleicht drei bis vier Meter.

VORSITZENDER: Und dann traf ein Geschoß den Panzer, stimmt das?

KEMPKA: Nein, ich glaube von einer Panzerfaust aus einem Fenster heraus ist der Tank getroffen worden.

VORSITZENDER: Und dann sahen Sie eine Stichflamme und wurden ohnmächtig?

KEMPKA: Jawohl. Ich sah dann plötzlich eine Stichflamme, und im Bruchteil einer Sekunde sah ich auch, wie der Reichsleiter Bormann und der Staatssekretär Naumann eine zusammenbrechende und wegfliegende Bewegung machten. Ich selbst wurde auch im gleichen Moment mit weggeschleudert und verlor anschließend die Besinnung.

VORSITZENDER: Und dann sind Sie weggekrochen?

KEMPKA: Als ich wieder zu mir kam, konnte ich nichts sehen und bin dann weggekrochen und bin so weit gekrochen, bis ich mit dem Kopf gegen die Panzersperre stieß.

VORSITZENDER: Und wo sind Sie in dieser Nacht hingegangen?

KEMPKA: Ich habe dann eine Zeitlang dort erst gewartet, hatte mich dann noch bei meinen Fahrern verabschiedet, die noch, einige, da waren, und bin dann... in den Trümmern von Berlin habe ich mich dann aufgehalten und bin dann am nächsten Tag aus Berlin raus.

VORSITZENDER: Wo wurden Sie gefangengenommen?

KEMPKA: Ich wurde in Berchtesgaden gefangengenommen.

MR. BIDDLE: Wie weit waren Sie von dem Panzer entfernt, als er explodierte?

KEMPKA: Ich schätze drei bis vier Meter.

MR. BIDDLE: Und wie nahe war Bormann von dem Panzer entfernt, als er explodierte?

KEMPKA: Ich nehme an, daß er sich mit einer Hand daran festgehalten hatte.

MR. BIDDLE: Gut, Sie sagen, Sie nehmen das an. Haben Sie ihn gesehen, oder haben Sie ihn nicht gesehen?

KEMPKA: Ich habe ihn nicht am Panzer selbst gesehen. Um mit dem Panzer mitzukommen, hatte ich dasselbe gemacht und hatte mich hinten am Panzer angehalten.

MR. BIDDLE: Hatten Sie gesehen, daß Bormann versuchte, auf den Panzer aufzusteigen, bevor er explodierte?

KEMPKA: Nein, das habe ich nicht gesehen, ich habe keine Bemühung von Bormann gesehen, die andeutete, daß er auf den Panzer aufsteigen wollte.

MR. BIDDLE: Wie lange vor der Explosion haben Sie Bormann gesehen?

KEMPKA: Das hatte sich alles sehr kurz abgewickelt. Noch währenddem ich mit Bormann mich unterhielt, kamen die Panzer an, und wir sind dann anschließend sofort durch die Panzersperre durch und nach 30 bis 40 Metern bekam der Panzer den Treffer.

MR. BIDDLE: Was meinen Sie mit »sehr kurz«?

KEMPKA: Ja... Während der Unterhaltung, es waren nur einige Minuten vielleicht.

MR. BIDDLE: Und wie lange zwischen der Unterhaltung und der Explosion?

KEMPKA: Das kann ich zeitlich nicht angeben, es war aber sicherlich keine... zeitlich keine Viertelstunde, vielleicht auch keine halbe Stunde, besser gesagt.

MR. BIDDLE: Waren Sie kurz vorher in der Reichskanzlei?

KEMPKA: Ich bin abends gegen 9.00 Uhr aus der Reichskanzlei heraus.

MR. BIDDLE: Haben Sie diese Geschichte jemals irgend jemandem anderen erzählt?

KEMPKA: Ich bin deswegen mehrere Male vernommen worden und habe auch diese Sache schon bereits ausgesagt.

MR. BIDDLE: Und wer hat Sie verhört? Offiziere?

KEMPKA: Jawohl.

MR. BIDDLE: Von welcher Armee, von welcher Nationalität?

KEMPKA: Ich bin von verschiedenen Offizieren der amerikanischen Armee vernommen worden, das erstemal in Berchtesgaden, das zweitemal in Freising, zum drittenmal in Oberursel.

MR. DODD: Als Ergebnis des Verhörs durch den Gerichtshof haben sich eine oder zwei Fragen ergeben, die, wie ich glaube, an den Zeugen gestellt werden sollten.

VORSITZENDER: Gewiß.

MR. DODD: Sie waren doch um 9.00 Uhr an jenem Abend mit Bormann im Bunker der Reichskanzlei?

KEMPKA: Jawohl, gegen 9.00 Uhr abends habe ich ihn zum letztenmal gesehen. Als ich mich von Dr. Goebbels verabschiedete, sah ich auch Martin Bormann unten im Keller, und dann sah ich ihn nachts, als nächstes, nachts gegen 2.00 oder 3.00 Uhr.

MR. DODD: Nun, vielleicht haben Sie es bereits gesagt, aber ich habe es nicht verstanden. Wo haben Sie ihn um 2.00 oder 3.00 Uhr nachts gesehen, bevor Sie mit ihm zusammen mit den Panzern mitgegangen sind?

KEMPKA: Ich habe ihn vordem gesehen am Bahnhof Friedrichstraße zwischen 2.00 und 3.00 Uhr nachts, und vordem habe ich ihn zum letztenmal um 21.00 Uhr in der Reichskanzlei gesehen.

MR. DODD: Das weiß ich. Haben Sie sich nicht mit Bormann darüber unterhalten, wie Sie aus Berlin entkommen könnten, als Sie gegen 9.00 Uhr abends den Bunker in der Reichskanzlei verließen?

KEMPKA: Ich bekam meine Befehle von dem damaligen Brigadeführer Milunke, ich bekam keine direkten Befehle mehr von Reichsleiter Bormann.

MR. DODD: Ich habe Sie nicht gefragt, ob Sie einen Befehl von ihm bekommen haben. Ich fragte Sie, ob Sie und Bormann nicht... und wer noch dabei war, darüber gesprochen haben, wie man aus Berlin herauskommen könnte. Es war 9.00 Uhr abends, und die Lage war schon ziemlich verzweifelt. Haben Sie in jener Nacht nicht darüber gesprochen, wie Sie entfliehen könnten? Es waren nicht viele von Ihnen dort.

KEMPKA: Doch, es sind zirka 400 bis 500 Personen insgesamt noch in der Reichskanzlei gewesen, und diese 400 bis 500 Personen waren aufgeteilt in einzelne Gruppen, und diese Gruppen gingen dann einzeln aus der Reichskanzlei heraus.

MR. DODD: Ich weiß, daß so viele in der Reichskanzlei gewesen sein mögen. Ich spreche aber von dem Bunker, in dem Sie waren. Sie haben doch vorher darüber schon Aussagen gemacht. Sie haben den Leuten gesagt, Sie wüßten, daß Hitler und Bormann tot seien, und Sie müssen doch im Bunker gewesen sein, wenn Sie das wissen.

KEMPKA: Jawohl, ich habe darüber schon Aussagen gemacht.

MR. DODD: Gut, was ich herausfinden will: Haben Sie und Bormann und wer sonst noch im Bunker war, bevor Sie den Bunker verließen, davon gesprochen, an jenem Abend aus Berlin herauszukommen?

KEMPKA: Nein, mit Reichsleiter Martin Bormann habe ich damals nicht weiter darüber gesprochen. Wir hatten nur einen Marschbefehl, dahingehend, wenn es uns gelingen sollte, uns in Fehrbellin zu melden, dort wäre eine Kampftruppe, der wir uns anschließen sollten.

MR. DODD: Sie sind der einzige Mann, der aussagen könnte, daß Hitler tot ist, der einzige, der aussagen könnte, daß Bormann tot ist. Ist das so, soweit Sie wissen?

KEMPKA: Daß Hitler tot ist, kann ich aussagen, und zwar, daß er am 30. April nachmittags zwischen 2.00 und 3.00 Uhr gestorben ist.

MR. DODD: Das weiß ich, aber auch Sie haben ihn nicht sterben sehen.

KEMPKA: Nein, ich habe ihn nicht sterben sehen.

MR. DODD: Und Sie haben den vernehmenden Offizieren gesagt, daß Sie glaubten, Sie haben seine Leiche aus dem Bunker herausgetragen und angezündet. Sie waren doch der Mann, der das gesagt hat?

KEMPKA: Ich habe die Frau Adolf Hitlers herausgetragen und habe Adolf Hitler selbst, eingeschlagen in eine Decke, gesehen.

MR. DODD: Haben Sie tatsächlich Hitler gesehen?

KEMPKA: Ihn selbst nicht mehr. Die Decke, worin er eingeschlagen war, war etwas kürzer, und ich sah nur seine Beine heraushängen.

MR. DODD: Ich glaube, ich werde keine Fragen mehr stellen, Herr Präsident.

DR. BERGOLD: Ich habe auch keine weiteren Fragen zu stellen.

VORSITZENDER: Der Zeuge kann sich zurückziehen.