Kaltenbrunner.
Himmler hielt den Angeklagten Ernst Kaltenbrunner für den geeignetsten Nachfolger des von tschechischen Patrioten hingerichteten Henkers Heydrich.
Am 30. Januar 1943 wurde er zum Chef des Reichssicherheitshauptamtes und des SD ernannt.
Durch zahlreiche dokumentarische Belege, insbesondere durch die von Kaltenbrunner unterschriebenen Befehle zur Massendeportierung von Menschen in Konzentrationslager, durch die Aussagen seiner Untergebenen, darunter auch die Aussagen des früheren Chefs des Nachrichtenhauptamtes (Amt VI), Walter Schellenberg, und des Chefs des inneren Geheimdienstes (Amt III oder SD), Otto Ohlendorf, wurde Kaltenbrunner in vollem Umfang der schwersten Verbrechen überführt.
In der Verhandlung vom 12. April 1946 wurde bei dem Verhör Kaltenbrunners die Aussage des früheren Mauthausener Häftlings Johann Kandutor verlesen. In seiner Aussage erzählt Kandruth, wie sich Kaltenbrunner die Zeit während seines Lagerbesuchs vertrieb:
»Kaltenbrunner betrat lachend die Gaskammer, dann wurden Leute aus den Baracken zur Hinrichtung gebracht, und alle drei Arten der Hinrichtung wurden vorgeführt – Erhängen, Erschießen und Vergasung.«
Ich möchte mich nicht bei den zahlreichen vorhandenen Beweisen aufhalten, sie wurden vor dem Gerichtshof bereits genügend behandelt. Doch möchte ich eine aus den Kaltenbrunner zur Last gelegten Anklagen herausgreifen:
Zusammen mit anderen Abteilungen des RSHA übernahm Kaltenbrunner Heydrichs fünf »Einsatzgruppen«. Die Bürger der Sowjetunion erinnern sich nur zu gut an diese grausamen Organisationen des deutschen Faschismus', die von Kaltenbrunner geleitet wurden.
Einsatzgruppe »A« drang bis an die Stadtperipherie von Leningrad vor. Sie schuf die »Todesfestung Nummer 9« bei Kowno, die Geheimstätte der Massenhinrichtungen der Menschen von Panarai, führte die Erschießung in den Wäldern von Salaspilsk und Bikerneksk in der Nähe von Riga durch und errichtete Galgen in den Parkanlagen von Puschkino, eines Vorortes von Leningrad.
Einsatzgruppe »B« machte vor Smolensk halt. Sie verbrannte bei lebendigem Leibe die Bauern Weißrußlands, erschoß Menschen in der schrecklichen Aktion in Pinsk, ertränkte Tausende weißrussischer Frauen und Kinder in den Masurischen Seen, vergaste die Menschen von Minsk in Gaswagen und liquidierte das Ghetto im Smolensker Stadtteil Verchnye Sadka.
Einsatzgruppe »C« ließ sich in Kiew nieder. Diese Gruppe führte eine beispiellos grausame deutsche Massenaktion in »Babij Jar« bei Kiew durch, bei welcher an einem Tage 100000 sowjetische Bürger vernichtet wurden.
Der Einsatzgruppe »D« wurde der südliche Teil der zeitweilig besetzten Gebiete der Sowjetunion zur Zerfleischung zugewiesen. Diese Gruppe hat zum erstenmal die Gaswagen an sowjetischen Menschen im Gebiet von Stawropol und Krasnodar ausprobiert.
Wenn man das Urteil über Kaltenbrunner fällt, so dürfen die Menschen nicht vergessen werden, die bei Stawropol in den Gaswagen vergast und bei Kiew und Riga lebendig in Gruben verscharrt wurden, und diejenigen, die bei lebendigem Leibe in den flammenden Dörfern Weißrußlands umkamen.
Diese unschuldigen Opfer hat er auf seinem schmutzigen Gewissen.
Als Nachfolger eines Henkers und selbst Henker, hat Kaltenbrunner die abscheulichste Funktion im allgemeinen Verbrecherplan der Hitler-Clique gehabt.