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Schacht.

Der Angeklagte Hjalmar Schacht spielte eine große Rolle bei der Vorbereitung und Verwirklichung der verbrecherischen Pläne der nazistischen Verschwörer, wobei er eine schwierige und wichtige Arbeit zu verrichten hatte.

Die Verteidigung Schachts ist ungeheuer einfach.

Wenn man ihm Glauben schenken wollte, so ist er zur Hitler-Bewegung nur aus patriotischen Gefühlen gekommen – er war gegen einen Angriffskrieg, und wenn er für eine Aufrüstung Deutschlands war, so nur zum Zwecke der Erhaltung des Friedens. Er war für die Zurückgabe der Kolonien an Deutschland, um das wirtschaftliche Gleichgewicht in Europa herzustellen.

Nachdem es ihm klargeworden war, daß die Politik der Hitler-Regierung auf eine übermäßige Aufrüstung hinzielte und daß damit die Gefahr eines zweiten Weltkrieges heraufbeschworen werde, ging Schacht zur Opposition über, sabotierte die Maßnahmen der Hitler-Regierung und wurde schließlich wegen seiner Teilnahme an der Verschwörung gegen Hitler verfolgt.

Seine an Hitler gerichteten begeisterten und von Ergebenheitsbeteuerungen erfüllten Briefe versucht der Angeklagte Schacht nun als eine Maskierung seiner eigentlichen oppositionellen Absichten gegenüber dem Hitler-Regime hinzustellen.

In Wirklichkeit trat Schacht mit der Nazi-Bewegung schon 1930 in Verbindung. Er fühlte sich von den Nationalsozialisten angezogen, während Hitler und Göring ihrerseits seine Unterstützung zu erreichen suchten, da Schacht gute Beziehungen zu den Industrie- und Finanzkreisen Deutschlands besaß und wie kein anderer dem Hitlerismus unschätzbare Dienste erweisen konnte, was er auch tat.

Bereits am 29. August 1932 versicherte Schacht in einem an Hitler gerichteten Brief diesem seine Ergebenheit.

Diese Beteuerungen blieben keine leeren Worte. Kein anderer als der Angeklagte Schacht war es, der eine entscheidende Rolle bei der Machtergreifung Hitlers spielte. Er war es, der die Industriekreise Deutschlands dazu bewegte, die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zu fordern.

Es war Schacht, der 1932 dem damaligen Reichskanzler von Papen den Rat gab, seinen Posten Hitler zu überlassen. Und es war Schacht, der 1933 am Vorabend der Reichstagswahlen eine Zusammenkunft der Industriellen veranstaltete, in deren Verlauf ein Wahlfonds für die Nationalsozialistische Partei von einigen Millionen Mark gesammelt wurde.

Die Rolle und Bedeutung Schachts in der Schaffung eines Hitler-Deutschlands wird charakterisiert von Goebbels, dem engsten Mitarbeiter Hitlers. Er schrieb in seinem Tagebuch am 21. November 1932 folgendes:

»In einer Unterredung mit Dr. Schacht stelle ich fest, daß er absolut unseren Standpunkt vertritt. Er ist einer der wenigen, die ganz konsequent zum Führer stehen.«

In seiner Rede vom 4. März 1935 anläßlich der Leipziger Frühjahrsmesse bezeichnete der Angeklagte Schacht selbst seine Rolle in der Hitler-Regierung wie folgt:

»Ich kann behaupten, daß der Führer mit allem, was ich sage und tue, vollkommen einverstanden ist, und ich werde nichts tun oder sagen, was nicht seine Genehmigung bekäme. Infolgedessen liegen die Entscheidungen im Wirtschaftsleben nicht in meinen, sondern in seinen Händen.«

Die Verdienste des Angeklagten Schacht wurden, wie er es auch erwartet hatte, vom Führer gebührend anerkannt. Gleich nach seiner Machtergreifung im Jahre 1933 machte Hitler Schacht zum Reichsbankpräsidenten, dann zum Reichswirtschaftsminister, und endlich zum Generalbevollmächtigten für die Kriegswirtschaft. Die außerordentliche Rolle, die der Angeklagte Schacht bei der Vorbereitung zur Aufrüstung Deutschlands und damit bei der Entfesselung von Angriffskriegen spielte, ist durch das Beweismaterial der Anklage und durch das Gerichtsverfahren klar erwiesen.

Der ehemalige Kriegsminister Blomberg hat in seinen Aussagen dargelegt, daß 1937 die Pläne für den Ausbau der Wehrmacht der Vollendung nahe waren und daß Schacht über diese Pläne und die dazu nötige Finanzierung informiert war.

Schacht war einer der konsequentesten Anhänger der verbrecherischen Pläne der Hitleristen. In seiner Unterhaltung mit dem Botschafter der USA, Fuller, am 23. September 1936, erklärte Schacht, daß

»... Deutschland unbedingt Kolonien braucht. Wenn möglich, werden wir sie auf dem Wege friedlicher Verhandlungen erlangen, wenn nicht, werden wir sie erobern.« In seiner Rede in Wien im März 1938 erklärte Schacht:

»Gott sei Dank, diese Dinge haben letzten Endes den Weg des großen deutschen Volkes nicht hindern können, denn Adolf Hitler schuf eine Gemeinschaft des deutschen Wollens und Denkens, er stützte sie durch eine wiedererstarkte Wehrmacht und brachte schließlich die innere Vereinigung zwischen Deutschland und Österreich auch in äußere Form.«

Der Angeklagte Schacht erhielt besonders große Vollmachten auf dem Gebiete der Kriegswirtschaft.

Viele Jahre lang war Schacht zugleich Reichsbankpräsident, Wirtschaftsminister und Generalbevollmächtigter für die Kriegswirtschaft.

Schon durch diese wichtige Position allein hat der Angeklagte Schacht eine große und entscheidende Rolle in der Entstehung und Wiederbelebung der Kriegswirtschaft und der Wehrmacht in Hitler- Deutschland gespielt.

Diese Rolle des Angeklagten Schacht ist durch zahlreiche Anerkennungsschreiben Hitlers an ihn genügend beleuchtet worden.

Kein anderer als der Angeklagte Schacht war der Erfinder der abenteuerlichen »MEFO«-Wechsel, mit deren Hilfe der deutschen Wirtschaft über das Budget hinaus mehr als zwölf Milliarden Reichsmark für Aufrüstungszwecke zuflossen.

Wie schon erwähnt, hat der Angeklagte Schacht seine zu verschiedenen Zeitabschnitten seiner Tätigkeit angeblich immer schärfer werdende Ablehnung des Hitler-Regimes betont. In Wirklichkeit spielte Schacht eine Doppelrolle, er hielt sich selbst von der Verantwortung für die verbrecherische Politik der sich zu weit vorwagenden Hitler-Regierung fern, indem er mit verschiedenen Leuten, die danach strebten, das Hitler-Regime zu beseitigen, liebäugelte; gleichzeitig blieb er jedoch für jeden Fall dem Regime treu.

Erst im Jahre 1943, als es für einen mit allen Wassern gewaschenen Politiker wie Schacht schon vollkommen klar war, daß Hitler-Deutschland seinem Untergang entgegenging, nahm er eine engere Verbindung mit den oppositionellen Kreisen auf, aber sich selbst treu bleibend und um auch in diesem Fall sicher zu gehen, tat er eigentlich nichts, um das Hitler-Regime zu beseitigen und wurde auch deswegen von Hitler nicht entfernt.

Das ist das Bild des Angeklagten Schacht, das war seine Rolle bei der gemeinsamen Verschwörung und bei den Kriegsverbrechen, das Bild des Schöpfers der Kriegswirtschaft Hitler-Deutschlands und des Anstifters des von der verbrecherischen Hitler-Regierung entfesselten zweiten Weltkrieges.