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Von Papen.

Der Angeklagte Franz von Papen hat bereits im Jahre 1932 als Reichskanzler der Deutschen Republik aktiv zur Entwicklung der faschistischen Bewegung im Reich beigetragen.

Papen hat die Verordnung seines Vorgängers Brüning über das Verbot der SA aufgehoben. Er hat auch die sozialdemokratische Preußische Regierung Braun- Severing abgesetzt. Diese Maßnahmen haben im wesentlichen Umfange die Stellung der Faschisten gefestigt und ihnen den Weg zur Machtübernahme freigemacht.

So hat Papen Hitler den Weg geebnet. Nachdem er den Nazis die Macht gesichert hatte, hat Papen das Amt des Vizekanzlers in der Regierung Hitler übernommen. Während er dieses Amt innehatte, hat von Papen sich an dem Erlaß und der Durchführung einer Reihe von Gesetzen beteiligt, die den deutschen Faschismus festigen sollten.

In der Folgezeit ist von Papen viele Jahre hindurch bis zur Zerstörung Hitler-Deutschlands seinen faschistischen Freunden treu geblieben und hat sich nach Kräften an der Verwirklichung der verbrecherischen Verschwörung beteiligt.

Der Angeklagte von Papen versucht jetzt, seine Rolle bei dem Aufstieg der faschistischen Bewegung und bei der Machtergreifung Hitlers mit der damaligen politischen Lage des Landes zu erklären, die angeblich Hitlers Machtantritt unvermeidlich gemacht habe.

Der wirkliche Beweggrund für von Papens Handlungen war ein anderer: Er besteht darin, daß er selbst ein überzeugter, hitlerergebener Faschist war.

In einer Rede während des Reichstagswahlkampfes in Essen am 2. November 1933 hat Papen erklärt:

»Seitdem die Vorsehung mich dazu berufen hatte, der Wegbereiter der nationalen Erhebung und der Wiedergeburt unserer Heimat zu werden, habe ich versucht, das Werk der nationalsozialistischen Bewegung und ihres Führers mit allen meinen Kräften zu stützen, und wie ich damals bei der Übernahme der Kanzlerschaft dafür geworben habe, der jungen kämpfenden Freiheitsbewegung den Weg zur Macht zu ebnen, wie ich am 30. Januar durch ein gütiges Geschick dazu bestimmt war, die Hände unseres Kanzlers und Führers in die Hand des geliebten Feldmarschalls zu legen, so fühle ich heute wieder die Verpflichtung, dem deutschen Volk und allen, die mir ihr Vertrauen bewahrt haben, zu sagen: Der liebe Gott hat Deutschland gesegnet, daß er ihm in Zeiten tiefer Not einen Führer gab, der es über alle Nöte und Schwächen, über alle Krisen und Gefahrenmomente hinweg mit dem sicheren Instinkt des Staatsmannes zu einer glücklichen Zukunft führen wird.«

Der Internationale Militärgerichtshof wird die verbrecherische Tätigkeit des Angeklagten von Papen gebührend einschätzen, der eine entscheidende Rolle bei der Machtergreifung Hitlers gespielt und damit zur Erschaffung der dunklen Kräfte des Faschismus beigetragen hat, die die Welt in blutige Kriege stürzten und unaussprechliches Elend über sie brachten.

Speer.

Der Architekt Albert Speer war schon vor der Machtergreifung durch die Nazis ein persönlicher Freund des Bauzeichners Hitler gewesen und ist es bis zum Schluß geblieben. Die beiden waren befreundet nicht nur wegen ihrer gemeinsamen beruflichen, sondern auch wegen ihrer politischen Interessen. Speers Aufstieg hat begonnen mit dem Umbau des »Braunen Hauses«, des Hauptquartiers der NSDAP in Berlin. Zehn Jahre später war er Leiter der ganzen Kriegs- und Rüstungsindustrie des faschistischen Deutschlands. Speer hat mit den Reichsparteitagsbauten angefangen und mit dem Bau des »Atlantikwalles« abgeschlossen.

Speer hat eine führende Stellung in der Staats- und Kriegsmaschinerie Hitler-Deutschlands innegehabt und unmittelbar und aktiv an der Planung und Durchführung der verbrecherischen Verschwörung teilgenommen.

Wie verteidigt sich Speer vor Gericht? Speer stellt es so dar, als ob ihm der Ministerposten von Hitler aufgedrängt worden sei. Er sei zwar ein intimer Freund Hitlers gewesen, habe jedoch nichts von dessen Plänen gewußt. Er sei 14 Jahre lang Parteigenosse gewesen, habe jedoch der Politik ferngestanden und nicht einmal »Mein Kampf« gelesen. Als er überführt wurde, gab Speer allerdings zu, daß er während der Voruntersuchung gelogen habe.

Speer hat gelogen, als er leugnete, der SA und später auch der SS angehört zu haben. Dem Gerichtshof liegt die Originalakte des SS-Angehörigen Albert Speer vor, der zum persönlichen Stab Reichsführer- SS Himmler gehörte.

Speer hat auch in der faschistischen Partei einen ziemlich hohen Rang eingenommen. In der Parteikanzlei war er Beauftragter für alle technischen Fragen. Er war Leiter des Hauptamtes für Technik in der NSDAP, er leitete den Verein der deutschen nationalsozialistischen Ingenieure, er war Beauftragter des Stabes Heß und Leiter einer der größeren Abteilungen der Deutschen Arbeitsfront.

Kann man denn nach alldem Speers Behauptung, er sei ein unpolitischer Fachmann gewesen, noch ernst nehmen? In Wirklichkeit hat Speer als engster Mitarbeiter Hitlers, Heß', Leys und Görings die deutsche Technik nicht nur in seiner Eigenschaft als Reichsminister, sondern auch als faschistischer politischer Leiter dirigiert.

Nachdem er Todts Nachfolger geworden war, hat sich Speer, wie er selbst in seiner Rede vor den Gauleitern sagte, rückhaltlos für die Lösung der Kriegsaufgaben eingesetzt. Unter unbarmherziger Ausnutzung der Bevölkerung der besetzten Gebiete und der Kriegsgefangenen alliierter Staaten hat Speer auf Kosten der Gesundheit und des Lebens Hunderttausender von Menschen die Rüstungsproduktion und Munitionslieferungen an die deutsche Wehrmacht erhöht. Durch Plünderung von Rohstoffen und anderen Werten aus den besetzten Gebieten hat Speer das Kriegspotential Hitler-Deutschlands mit allen Mitteln gesteigert. Seine Macht wuchs mit jedem Kriegsmonat. Durch Hitlers Verordnungen vom 2. September 1943 ist Speer auch Bevollmächtigter und Verantwortlicher für die Versorgung der Rüstungsindustrie mit Rohstoffen, für ihre Leitung und Produktion geworden. Ihm ist sogar die Regulierung des Warenumsatzes übertragen worden. Durch Hitlers Erlaß vom 24. August 1944 ist Speer zum tatsächlichen Diktator aller deutschen Stellen sowohl in Deutschland als auch in den besetzten Gebieten geworden, deren Tätigkeit in irgendeiner Weise in Zusammenhang mit der Erhöhung des deutschen Kriegspotentials stand.

Wenn die faschistischen Flieger friedliche Städte und Ortschaften bombardierten und dabei Frauen, Greise und Kinder töteten, wenn die schweren Geschütze der deutschen Artillerie Leningrad beschossen, wenn die Hitler-Piraten Lazarettschiffe versenkten, wenn die V-Waffen die Städte Englands zerstörten, so war das alles das Ergebnis der Tätigkeit Speers. Unter seiner Leitung ist die Produktion von Gas und anderen Waffen des chemischen Krieges stark entwickelt worden. Der Angeklagte hat bei seinem Verhör vor dem Gerichtshof durch Justice Jackson selbst eingestanden, daß drei Fabriken die Produktion für den Gaskrieg vorbereiteten und bis zum November 1944 mit Volldampf arbeiteten.

Speer hat nicht nur die Methoden gekannt, die Sauckel zur Verschleppung der Bevölkerung der besetzten Gebiete in die Sklaverei anwandte, sondern er hat auch mit Sauckel zusammen an den Beratungen bei Hitler und in der »Zentralen Planung« teilgenommen, wo Entscheidungen über die Verschleppung von Millionen von Menschen aus den besetzten Gebieten nach Deutschland gefällt worden sind.

Speer hat in engem Kontakt mit Himmler gestanden: Himmler hat ihm Häftlinge für den Arbeitseinsatz in Rüstungsbetrieben geliefert; in vielen Betrieben, die Speer unterstanden, sind Zweigstellen der Konzentrationslager errichtet worden. Für diese Dienste Himmlers hat Speer der SS seinerseits erfahrene Fachleute und zusätzliches Kriegsmaterial zur Verfügung gestellt.

Speer hat hier viel darüber gesprochen, daß er die engere Umgebung Hitlers heftig kritisiert, angeblich ernste Meinungsverschiedenheiten mit Hitler gehabt und in seinen Briefen an Hitler auf die Nutzlosigkeit einer Fortsetzung des Krieges hingewiesen habe. Als der Vertreter der Sowjetanklagebehörde Speer aber fragte, wen von der engeren Umgebung Hitlers er kritisiert habe und weshalb, hat der Angeklagte geantwortet: »Das werde ich Ihnen nicht sagen.«

Es ist ganz offensichtlich, daß Speer es nicht nur nicht sagen wollte, sondern daß er es tatsächlich nicht konnte, aus dem einfachen Grunde, daß er niemanden aus der engeren Umgebung Hitlers kritisiert hat und das auch nicht tun konnte, da er selbst ein überzeugter Nazi war und zu dieser engeren Umgebung gehörte. Was die angeblichen »ernsten Meinungsverschiedenheiten« betrifft, so haben diese, wie Speer selbst zugab, erst begonnen, als ihm klar wurde, daß Deutschland den Krieg verloren hatte. Speers Briefe an Hitler sind vom März 1945 datiert. Zu dieser Zeit konnte Speer ohne großes Risiko die Lage Deutschlands als hoffnungslos bezeichnen. Diese Lage war bereits allen klar und stellte keinen Grund zu Meinungsverschiedenheiten dar. Es ist auch kein Zufall, daß auch nach diesen Briefen Speer bei Hitler weiter in Gnaden blieb. Es war gerade Speer, den Hitler am 30. März 1945 mit der Leitung der Maßnahmen zur totalen Zerstörung der Industrieanlagen beauftragt und allen Partei-, Staats- und Militärbehörden den Befehl erteilt hat, ihn, Speer, weitgehend zu unterstützen.

Dies ist das wahre Gesicht des Angeklagten Speer und die tatsächliche Rolle, die er in den Verbrechen der Hitler-Clique gespielt hat.