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[Dem Zeugen wird das Dokument überreicht.]

Sie werden bemerken, daß im Ministerialblatt von 1941 ein Rundschreiben des Reichsinnenministers enthalten ist, das auf Ihr Buch aufmerksam macht, und Sie sehen, daß es dort heißt:

»Für die Behörden und Behördenangehörigen der polizeilichen, staatlichen, parteilichen und kommunalen Verwaltung stellt das Buch ein Nachschlagewerk dar, das sich auch zur Verwendung als Auszeichnung für verdiente Behördenangehörige eignet. Das Buch wird zur Anschaffung, insbesondere auch für die Büchereien, empfohlen.«

Und ferner soll die Verteilung auch an höhere Reichsbehörden vorgenommen werden. Das sehen Sie doch dort, Dr. Best, nicht wahr?

BEST: Jawohl. Ich kann dazu sagen, daß diese Empfehlung längere Zeit nach dem Erscheinen des Buches veröffentlicht wurde, übrigens ohne daß ich dies vorher wußte, und es ist diese Empfehlung nicht anders zu bewerten als die Empfehlung anderer Bücher, die bereits erschienen sind und die man nachträglich als gut und brauchbar anerkannte. Ich betone aber nochmals, daß ich vor der Veröffentlichung des Buches weder mit meinen Vorgesetzten noch mit der Stelle, die diese Empfehlung später veröffentlicht hat, irgendwie darüber gesprochen habe.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Dann möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Buch, insbesondere auf Seite 99 lenken. Sie haben gestern über die Entwicklung der Gestapo aus der vorher existierenden politischen Polizei ausgesagt. In Ihrem Buch sagen Sie das Folgende, ich zitiere:

»Zum Aufbau einer selbständigen und schlagkräftigen politischen Polizei, die es bis dahin in Deutschland nicht gegeben hatte, wurden einerseits Fachbeamte der bisherigen Polizei und anderseits Angehörige der SS herangezogen. Die Neueinrichtungen nahmen mit dem kompromißlosen Kampfgeist der SS die Bekämpfung der Volks- und Staatsfeinde zur Sicherung der nationalsozialistischen Führung und Ordnung auf.«

Das ist doch die richtige Darstellung der Entstehung der Gestapo, Dr. Best, nicht wahr?

BEST: Ich habe dazu zu sagen, daß der Anteil der neu in die SS... in die politischen Polizeien aufgenommenen Kräfte zunächst sehr gering war. Ich habe gestern gesagt, daß eine gewisse Zahl von Angestellten neu eingestellt wurde. Es kamen dann später unter den Anwärtern, die sich für die reguläre Beamtenlaufbahn der Geheimen Staatspolizei meldeten, weitere Angehörige der SS hinzu, so daß die Darstellung meines Buches durchaus richtig ist. Es ist aber nichts über das zahlenmäßige Verhältnis gesagt, und ich kann heute noch einmal sagen, daß die Zahl der normalen Beamten, sowohl der von früher her übernommenen alten Beamten wie der aus der Schutzpolizei hervorgegangenen Beamtenanwärter die größere war, gegenüber den aus der SS eingestellten Kräften.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Gut, Sie sagten gestern, daß Sie gegen die Anwendung der Folter bei Gestapo-Verhören waren und daß Sie Heydrich deswegen zur Rede stellten. Stimmt das?

BEST: Jawohl.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Und Sie stellten Heydrich zur Rede, obwohl er Ihr Vorgesetzter war? Stimmt das?

BEST: Jawohl.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Aber Sie verboten Heydrich nicht, weiterhin Foltern bei Verhören anzuwenden, oder taten Sie das?

BEST: Ich war nicht in der Lage, meinen Vorgesetzten an Maßnahmen, die er befohlen hat beziehungsweise er durchführen wollte, zu hindern. Dazu kam, daß ich mit der Exekutive innerhalb der Geheimen Staatspolizei nichts zu tun hatte, da ich ja Verwaltungsbeamter war und infolgedessen nicht dazwischengeschaltet war, wenn Heydrich solche Maßnahmen anordnete oder genehmigte. Ich kann nur sagen, daß ich in der kleinen Sparte der Abwehrpolizei, die ich kommissarisch eine gewisse Zeit geleitet habe, die Anwendung dieser Methode verhindert habe.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Ich möchte nun kurz zu Ihren Erfahrungen in Dänemark übergehen, Dr. Best, und will vorher Ihr Gedächtnis über Ihre Aussage vor der Kommission am 8. Juli 1946 auffrischen:

»Frage: Haben Sie Naujocks kennengelernt?

Antwort: Naujocks war einmal in Kopenhagen.

Frage: Was waren seine Aufgaben in Dänemark?

Antwort: Das hat er mir im einzelnen nicht gesagt. Ich weiß nur, daß er mich bat, mit der Dienststelle des ›Forschungsamtes‹ in Kopenhagen eine Verbindung herzustellen...

Frage: Jedenfalls hatten Sie keine Ahnung, warum Naujocks in Kopenhagen war?

Antwort: Ich nehme an, daß er mit nachrichtendienstlichen Aufgaben in Dänemark war.

Frage: Und selbst wenn Naujocks aussagen würde, er habe die Angelegenheit mit Ihnen besprochen, würden Sie dann sagen, das wäre nur eine Lüge?

Antwort: Ich würde sagen, daß ich mich nicht erinnern kann und daß er in meiner Erinnerung als Mann des Nachrichtendienstes festgehalten wird.«

Man hat Ihnen doch diese Fragen gestellt und Sie gaben diese Antworten vor der Kommission, nicht wahr, Dr. Best?

BEST: Ja.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Ja. Und wußten Sie, als Sie diese Antworten gaben, daß Sie unter Eid vorsätzlich die Unwahrheit sagten? Stimmt das, Dr. Best? Sie können diese Frage mit Ja oder Nein beantworten, und dann können Sie Erklärungen dazu abgeben, wenn Sie wollen.

BEST: Ich habe inzwischen von dänischen Beamten das Protokoll...

VORSITZENDER: Einen Augenblick. Warten Sie! Antworten Sie auf die Frage: Wissen Sie oder wissen Sie nicht, ob Sie damals die Wahrheit gesagt haben?

BEST: Die Aussage war nicht richtig. Ich habe inzwischen das Protokoll Naujocks vorgelegt bekommen und habe dadurch mich wieder genau erinnern können, daß er mir allgemein seinen Auftrag genannt hat. An Details erinnere ich mich auch heute nicht.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Damit Sie sich an die Befragung durch Dr. Kalki von der Dänischen Delegation zwei Tage später, am 10. Juli 1946, erinnern, möchte ich Sie bitten, sich die schriftliche Aussage anzusehen, die Sie eigenhändig korrigiert und unterzeichnet haben.