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[Zum Zeugen gewandt:]

Wenn Sie nun als erstes Dokument 4050-PS zur Hand nehmen, Dr. Best, so werden Sie sehen, daß es denselben SS-Oberführer Panzinger erwähnt. Es ist anscheinend eine Mitteilung des Auswärtigen Amtes, in der gesagt wird, Panzinger habe in der besprochenen Angelegenheit von verschiedentlich abgeänderten Vorbereitungen berichtet, und er habe einen Plan über die Ausgestaltung des Vorhabens zugesagt.

Wenn Sie nun die Anlage dieses Dokuments – das ist Dokument 4049-PS – ansehen, dann werden Sie herausfinden, um welchen Plan es sich handelt. Sie werden sehen, daß der Plan bestand, 75 französische Generale von Lager Königstein abzutransportieren, und man wollte während des Transportes einen französischen General mit Namen Deboisse liquidieren. Sein Wagen sollte eine Panne haben, um ihn von den anderen abzusondern. Bei dieser Gelegenheit sollte der General durch Rückenschuß auf der Flucht erschossen werden.

Sie werden sehen, daß dieses Dokument in der Folge alle Einzelheiten der Durchführung des Mordes anführt, einschließlich der interessanten Bemerkung:

»Entschieden müßte noch werden, ob die Beisetzung dieser Urne mit militärischen Ehren erfolgen soll oder nicht.«

Es wird hinzugesetzt, der SD werde die Frage noch einmal überprüfen.

Das ist der grundlegende Bericht vom November 1944.

Wollen Sie bitte das nächste Dokument, 4052-PS...

VORSITZENDER: Sollten Sie nicht den letzten Absatz auf Seite 2 verlesen?

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Ja, ich werde ihn lesen:

»Schutzmachtuntersuchung: Durch die Auswahl der beteiligten Personen und die Anfertigung aller aktenmäßigen Unterlagen ist sichergestellt, daß bei einem Untersuchungsbegehren der Schutzmacht die zur Abweisung der Beschwerde notwendigen Unterlagen vorhanden sind.«

Im nächsten Dokument, Zeuge, das ist 4052-PS, werden Sie wieder den Hinweis auf den berüchtigten SS-Oberführer Panzinger finden. Sie sehen, Zeuge, Panzinger ist inzwischen befördert worden. Er stellt fest, daß die Vorbereitungen in Bezug auf die französischen Generale soweit gediehen seien, daß dem Reichsführer-SS ein Bericht über den beabsichtigten Vorgang unterbreitet werden könne. Sie werden sehen, daß er wieder die Mordmethode auseinandersetzt und sagt, einer von zwei Vorgängen werde angewendet werden, entweder Erschießung auf der Flucht oder in zweiter Linie Vergiftung mit Kohlenoxydgas.

Sie werden aus dem Schluß des Dokuments ersehen haben, daß es zur Vorlage bei dem Reichsaußenminister von Ribbentrop bestimmt war.

Das nächste Dokument ist besonders interessant. Es ist Dokument 4048-PS. Dieses Dokument hat das Datum vom 30. Dezember 1944.

VORSITZENDER: War Ritter der Botschafter in Paris?

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Zeuge! War Ritter der Botschafter in Paris?

BEST: Ich weiß es nicht mehr. Das muß vor längerer Zeit gewesen sein, als ich die Besetzung der diplomatischen Posten noch nicht kannte.

VORSITZENDER: Das macht nichts.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Man sagt mir, er war Verbindungsoffizier zwischen dem Auswärtigen Amt und der Wehrmacht. Allerdings bin ich dessen nicht sicher.

Dann kommen wir zu Dokument 4048-PS. Hier wird der ganze Plan zusammenfassend geschildert, und ich möchte ihn kurz verlesen. Das Dokument ist an den Reichsführer-SS adressiert und lautet:

»In der Angelegenheit haben mit dem Chef des Kriegsgefangenenwesens und dem Auswärtigen Amt die befohlenen Besprechungen stattgefunden, die zu folgendem Vorschlag führen:

1) Im Zuge einer Verlegung von fünf Leuten in drei Kraftwagen mit Wehrmachtkennzeichen tritt der Fluchtfall ein, als der letzte Wagen eine Panne hat, oder

2) tritt Kohlenoxyd durch Bedienung vom Führersitz aus in den abgeschlossenen Fond des Wagens. Die Apparatur kann mit einfachsten Mitteln angebracht und sofort wieder entfernt werden. Ein entsprechender Wagen konnte nach erheblichen Schwierigkeiten jetzt beschafft werden.

3) Andere Möglichkeiten der Vergiftung durch Speise oder Trank sind geprüft, aber nach mehreren Versuchen als zu unsicher wieder verworfen worden.

Für ordnungsmäßige Erledigung der Nacharbeiten, wie Meldung, Obduktion, Beurkundung, Beisetzung ist vorgesorgt.

Transportführer und Fahrer werden vom RSHA gestellt und treten in Wehrmachtsuniform mit zugeteiltem Soldbuch auf.

Wegen der Pressenotiz ist mit dem Geheimrat Wagner vom Auswärtigen Amt Verbindung aufgenommen. Wagner teilte dabei mit, daß der Reichsaußenminister mit Reichsführer über den Fall noch sprechen möchte.

Die Auffassung des Reichsaußenministers ist, daß gleichartig, und zwar in jeder Richtung, vorzugehen sei.

Inzwischen ist noch bekannt geworden, daß der Name des Betreffenden im Laufe verschiedener Ferngespräche zwischen Führerhauptquartier und Chef Kriegsgefangenenwesen genannt worden war, so daß Chef Kriegsgefangenenwesen vorschlägt, einen anderen, aber gleich beurteilten zu verwenden. Ich pflichte dem bei und bitte, die Auswahl Chef Kriegsgefangenenwesen zu überlassen.«

Wer hat diesen Brief unterzeichnet, Dr. Best?

BEST: Es steht darunter mit Schreibmaschine geschrieben: gezeichnet Dr. Kaltenbrunner.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Gezeichnet Dr. Kaltenbrunner.

Nun zum letzten Dokument 4051-PS. Es ist ein Bericht über eine telephonische Besprechung, die uns zum 12. Januar 1945 bringt und in der wiederum folgendes ausgesprochen wird:

»Ein französischer kriegsgefangener General wird eines unnatürlichen Todes durch Erschießung auf der Flucht oder Vergiftung sterben. Für die ordnungsgemäße Erledigung der Nacharbeiten, wie Meldung, Obduktion, Beurkundung, Beisetzung ist vorgesorgt.«

Es heißt dann weiter.

»Die Weisung des Herrn RAM lautet, die ›Angelegenheit mit Gesandten Albrecht zu besprechen, um genau festzustellen, welche Rechte der Schutzmacht in dieser Angelegenheit zustehen würden, um das Vorhaben damit abstimmen zu können‹.«

Wer ist denn der Gesandte Albrecht?

BEST: Das war der Leiter der juristischen Abteilung im Auswärtigen Amt.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Wußten Sie, Dr. Best, daß der General Mesny, ein Franzose, ungefähr zur selben Zeit auf dieser Straße getötet wurde?

BEST: Ich weiß gar nichts von dieser Sache; denn ich war in jener Zeit in Dänemark tätig und habe nichts von solchen Ereignissen erfahren.

KORVETTENKAPITÄN HARRIS: Hiermit schließt mein Kreuzverhör, Hoher Gerichtshof, aber ich habe noch zwei Dokumente, um deren Vorlage die Französische Delegation ersucht. Beides sind Dokumente, die von oder für diesen Angeklagten, Dr. Best, unterzeichnet sind, und mit Ihrer Erlaubnis, Herr Vorsitzender, möchte ich diese Dokumente im Namen der Französischen Delegation als Beweismittel vorlegen.

Das erste Dokument ist F-967. Das bezieht sich auf die Deportation von Juden und Kommunisten aus Frankreich und stellt fest, daß man diese Deportationen wegen Mangel an Transportmitteln zeitweilig einstellen müsse.