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[Zum Zeugen gewandt:]

Was bedeutet die Abkürzung SD?

HOEPPNER: Die Abkürzung SD bedeutet Sicherheitsdienst.

DR. GAWLIK: Welche verschiedenen Bedeutungen hatte das Wort?

HOEPPNER: Das Wort Sicherheitsdienst hat zwei vollkommen verschiedene Bedeutungen. Es bedeutet einmal die SS-Sonderformation SD, und es bedeutet zum zweiten den Sicherheitsdienst als Nachrichtendienst.

DR. GAWLIK: Wurde auch der Auslandsnachrichtendienst als SD bezeichnet?

HOEPPNER: Jawohl, man bezeichnete ihn auch als SD, und zwar als SD-Ausland.

DR. GAWLIK: Wurde auch das Amt VII als SD bezeichnet?

HOEPPNER: Jawohl.

DR. GAWLIK: Womit beschäftigte sich das Amt VII?

HOEPPNER: Das Amt VII beschäftigte sich mit Archivfragen, mit Bibliothekfragen, und hatte meines Wissens eine Reihe von wissenschaftlichen Sonderaufträgen.

DR. GAWLIK: War der SD als SS-Formation etwas völlig Verschiedenes vom SD-Inlandsnachrichtendienst und dem SD-Auslandsnachrichtendienst?

HOEPPNER: Jawohl.

DR. GAWLIK: Wem unterstand die Sonderformation SD der SS?

HOEPPNER: Die Sonderformation SD der SS unterstand dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD.

DR. GAWLIK: Wer gehörte dieser Sonderformation an?

HOEPPNER: Dieser Sonderformation gehörten erstens die Angehörigen des Sicherheitsdienstes als Nachrichtendienst an, die aus der Allgemeinen SS kamen. Dieser Sonderformation gehörten zweitens diejenigen an, die, nachdem sie in diesem Nachrichtendienst arbeiteten, in das Amt VII aufgenommen wurden, und drittens gehörten dieser Sonderformation die SS-Angehörigen der Sicherheitspolizei, also der Staatspolizei und Kriminalpolizei, an und schließlich auch noch viertens die Angehörigen von Formationen, die mit dieser Sicherheitspolizei in einer gewissen arbeitsmäßigen Verbindung standen.

DR. GAWLIK: Gehörten auch andere Personen dieser Sonderformation an, die nicht bei der Sicherheitspolizei oder beim Sicherheitsdienst tätig waren?

HOEPPNER: Jawohl, ich meinte damit die soeben genannte vierte Gruppe, die in der SS aufgenommen wurde als Zollgrenzschutz.

DR. GAWLIK: Hatte dieser Zusammenschluß von Personen irgendeine gemeinsame Aufgabe?

HOEPPNER: Nein, es handelte sich bei diesem Zusammenschluß von Personen lediglich darum, daß er zunächst im SD-Hauptamt und später, nachdem im September 1939 das Reichssicherheitshauptamt gegründet war, in Amt I dieses Reichssicherheitshauptamtes registriert war.

DR. GAWLIK: Ich komme nunmehr...

VORSITZENDER: Das Licht leuchtet immer wieder auf. Wollen Sie bitte zwischen Fragen und Antworten Pausen machen.

DR. GAWLIK: Ich komme nunmehr zum zweiten Beweisthema. Dem Verhältnis zwischen Inlandsnachrichtendienst, Amt III, Auslandsnachrichtendienst, Amt VI, und Amt VII.

Handelte es sich bei den Ämtern III, VI und VII um verschiedene oder um eine einheitliche Organisation des SD?

HOEPPNER: Es handelte sich um verschiedene Organisationen. Ich darf vielleicht das mit einigen Worten begründen. Erstens waren die Aufgabengebiete dieser drei Ämter völlig verschieden. Das Amt III beschäftigte sich mit dem Nachrichtendienst im Inland, das Amt VI mit dem Nachrichtendienst im Ausland und das Amt VII mit Bibliothek- und Archivfragen. Zweitens war die Organisation eine völlig verschiedene. Beim Amt III, Inlandsnachrichtendienst, lag der Hauptwert der Organisation erstens in der Außenstelle und im Abschnitt. Die Arbeitsmethode war also dezentralisiert. Ich darf das vielleicht mit einigen Worten begründen: Beim Amt VI Auslandsnachrichtendienst handelte es sich um eine starke Zentralisierung der Aufgabe. Das Amt VII hatte überhaupt nur eine Zentrale.

DR. GAWLIK: Bestand zwischen diesen Ämtern III, VI und VII eine feststellbare Verbindung mit einem allgemeinen gemeinsamen Zweck?

HOEPPNER: Nein, dazu waren die Ziele dieser Ämter viel zu verschieden. Die Angehörigen der Ämter hatten kaum Verbindung miteinander.

DR. GAWLIK: Ich komme nunmehr zum dritten Beweisthema, die Entwicklung des SD bis zur Errichtung des Reichssicherheitshauptamtes, insbesondere zu der Frage, ob es während dieser Zeit zu den Aufgaben des SD gehörte, mit anderen an einer gemeinsamen Planung und Verschwörung zusammenzuwirken. Wann ist der SD-Inlandsnachrichtendienst gegründet worden?

HOEPPNER: Der Sicherheitsdienst ist gegründet worden 1931/1932.

DR. GAWLIK: Hatte der SD in der Zeit seit seiner Gründung bis zur Beendigung des Krieges dieselben Aufgaben, dasselbe Ziel und die gleiche Tätigkeit?

HOEPPNER: Das kann man in keiner Weise sagen. Die Aufgaben und Ziele haben sich sogar sehr stark geändert je nach der politischen Konstellation. Während der Sicherheitsdienst bis etwa 1933, Anfang 1934 die Aufgabe hatte, der Allgemeinen SS zu helfen, wurde dieser Aufgabe der Boden entzogen, nachdem die Parteien, mit denen die Nationalsozialistische Partei konkurriert hatte, aufgelöst waren, es also eine legale konkurrierende Partei nicht mehr gab und die Bekämpfung beziehungsweise Beobachtung oder Abwehr eines illegalen Gegners Aufgabe der Geheimen Staatspolizei wurde.

DR. GAWLIK: Welche Zeitabschnitte sind von der Gründung bis zur Beendigung des Krieges zu unterscheiden?

HOEPPNER: Von einem Zeitabschnitt sprach ich soeben schon, von dem von 1931 bis etwa 1933/1934. Der zweite Zeitabschnitt begann 1934. Ich möchte als ein Ereignis oder besser vielleicht als Dokument von besonderer Bedeutung an den Beginn den Auftrag des Stellvertreters des Führers setzen, daß der Sicherheitsdienst...

DR. GAWLIK: Herr Zeuge! Geben Sie zunächst nur die Zeitabschnitte an. Ich werde Sie dann zu den einzelnen Zeitabschnitten kurz fragen.

HOEPPNER: Der erste Zeitabschnitt war von 1931 bis 1934, der zweite von Mitte 1934 bis zur Errichtung des Reichssicherheitshauptamtes, und der dritte umfaßt die Zeit von der Errichtung des Reichssicherheitshauptamtes bis Kriegsende.

DR. GAWLIK: Welches war das Ziel, die Aufgabe und die Tätigkeit des SD in der Zeit von 1931 bis 1934?

HOEPPNER: Die Aufgabe des Sicherheitsdienstes von 1931 bis 1934 war die, einer Gliederung der Partei, nämlich der SS, bei ihrer Aufgabe, dem Führerschutz und dem Versammlungsschutz, dadurch zu helfen, daß dieser SS durch Nachrichtendienst bei den konkurrierenden gegnerischen Parteien möglichst viele Mitteilungen darüber gegeben werden konnten, welche Maßnahmen von seiten der anderen Parteien geplant waren, ob also Redner überfallen werden sollten, ob irgendwelche Versammlungen gefährdet waren und so weiter.

DR. GAWLIK: War der SD in dieser Zeit bereits unter seinem Führer Heydrich zu einem mächtigen, fachlich gründlich ausgebildeten Spionagesystem ausgebaut?

Herr Präsident! Ich darf in diesem Zusammenhang auf den Trial-Brief gegen die SS, Seite VIII B der englischen Ausgabe hinweisen, VIII B oben, Zeile 1 und 2.