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[Zum Zeugen gewandt:]

Bitte beantworten Sie die Frage.

HOEPPNER: Bei der Beantwortung dieser Frage muß ich davon ausgehen, was ich bei meinem Eintritt in den Sicherheitsdienst Anfang 1934 in dieser Richtung selbst gesehen habe und was mir damals und später von Kameraden aus der Zeit vorher berichtet worden ist. Es handelte sich bei dem Sicherheitsdienst vor dem 30. Januar 1933 um eine ganz kleine Einrichtung, die kaum mehr als 20 bis 30 hauptamtliche und nicht viel mehr ehrenamtliche Angehörige hatte, bei denen man von einer zentralen Steuerung oder einer fachlichen Ausbildung – so daß man von einem wirklichen Spionagenetz sprechen könnte – überhaupt nicht ausgehen kann.

DR. GAWLIK: Sie sprachen von 20 bis 25 hauptamtlichen Angehörigen, für welches Gebiet?

HOEPPNER: Für das gesamte deutsche Reichsgebiet.

DR. GAWLIK: Gab es sonstige Angehörige, ehrenamtliche?

HOEPPNER: Die Zahl der ehrenamtlichen Angehörigen war nicht viel größer.

DR. GAWLIK: Hatten die Angehörigen des SD eine allgemeine und gemeinsame Vereinbarung getroffen, sich an Verbrechen gegen den Frieden, gegen die Kriegsgesetze und gegen die Menschlichkeit zu beteiligen?

HOEPPNER: Nein, sie hatten lediglich, wenn man überhaupt von einer Vereinbarung sprechen kann – da sie sich ja kaum kannten – die Absicht, der legal um die Macht kämpfenden Partei dadurch zu helfen, daß sie die konkurrierenden gegnerischen Parteien abwehrten.

DR. GAWLIK: Verfolgten die Angehörigen des Sicherheitsdienstes in den Jahren 1933 und 1934 den Zweck, irgendwelche Personen zu unterstützen, die einen allgemeinen und einen gemeinsamen Plan zur Begehung von Verbrechen gegen den Frieden, gegen die Kriegsgesetze oder die Menschlichkeit gefaßt hatten?

HOEPPNER: Nein.

DR. GAWLIK: War von einem derartigen Plan in den Jahren 1931 bis 1934 bei den Angehörigen des SD irgend etwas bekannt?

HOEPPNER: Ich glaube, es ging da den Angehörigen des Sicherheitsdienstes nicht viel anders als dem weitaus überwiegenden Teil des deutschen Volkes. Es war nichts bekannt.

DR. GAWLIK: Ich komme nunmehr zu dem zweiten Zeitabschnitt. Welches war das Ziel und die Aufgabe des SD während des Zeitabschnitts von 1934 bis zur Gründung des Reichssicherheitshauptamtes im Jahre 1939?

HOEPPNER: Nachdem eine legale konkurrierende Partei nicht mehr vorhanden war, es also lediglich einen illegalen politischen Gegner gab, dessen Bekämpfung, wie ich bereits sagte, Aufgabe der aus den politischen Polizeiabteilungen hervorgegangenen Staatspolizei war, mußte sich die Aufgabe des Sicherheitsdienstes ändern. Sie änderte sich zunächst in der Weise, daß andere weltanschauliche Erscheinungsformen und politische Erscheinungsformen, andere weltanschauliche Gruppen...

DR. GAWLIK: Herr Zeuge! Vielleicht können Sie kürzer die Aufgaben und Ziele angeben?

HOEPPNER: Also, etwa um ein paar Beispiele zu nennen, Freimaurer, Marxisten, Juden, daß diese Gruppen in einer mehr wissenschaftlichen und statistischen Methode erfaßt wurden und daß der Partei Material für Schulung und sonstige Aufgaben zugeführt wurde. Das war auch der letzte Sinn des Auftrags, der Partei einziger politischer Unterrichts- und Abwehrdienst zu werden, von Juli 1934 etwa, was im übrigen nie eingetreten ist, da es noch eine Unmasse von Informationsdiensten, Informationsquellen in der Partei bis zum Schluß weiter gegeben hat. Auch diese Aufgabe, mehr forschungsmäßig mit anderen weltanschaulichen Erscheinungsformen mit politischen Gruppen zu arbeiten, war nicht von Beständigkeit, da sich nach kurzer Zeit herausstellte, daß auch diese Forschungsarbeit in das Aufgabengebiet der Geheimen Staatspolizei gehörte, weil sich eine derartige Gegnerforschung auf die Dauer nicht trennen läßt von der Exekutive, von den Erfahrungen der täglichen Vernehmungen und so weiter. Diese Aufgaben änderten sich deshalb mit einer ganz klaren Aufgabenteilung zwischen Sicherheitsdienst und Staatspolizei, die Mitte 1933 begann und insbesondere 1939 durchgeführt wurde und im wesentlichen mit der Errichtung des Reichssicherheitshauptamtes im September 1939 beendet war. Nach dieser Aufgabentrennung wäre die sicherheitsdienstliche Aufgabe überhaupt erledigt gewesen, wenn sich nicht aus diesem Sicherheitsdienst heraus, beginnend mit dem sogenannten geistigen SD, 1933/1934 über ein Sonderreferat Kultur und eine Zentralabteilung Lebensgebiet Nachrichtendienst... Ich sagte, daß sich aus diesem Sicherheitsdienst heraus die ganz eigene Aufgabe für den Inlandsnachrichtendienst entwickelt hatte, nämlich die Aufgabe, die Lebensgebiete des deutschen Volkes nach den Entwicklungen zu untersuchen und über die volle Entwicklung die Führungsstellen zu unterrichten.

VORSITZENDER: Wie ich schon den anderen Anwälten gesagt habe: Wir mochten nicht, daß die Zeugen genau dieselben Gebiete behandeln, die sie schon vor der Kommission behandelt haben.

Diese Aussagen haben wir ja vor uns. Wir möchten nur, daß Sie die Zeugen vorführen, damit wir sehen, welche Glaubwürdigkeit ihnen beigemessen werden kann, und um besonders wichtige oder neue Gegenstände zu behandeln, die vor der Kommission noch nicht erörtert worden sind.

Es hat den Anschein, als ob dieser Zeuge genau dieselben Gebiete behandelt, die er bereits sehr ausführlich vor der Kommission behandelt hat. Es wird einfach zweimal dasselbe getan.

DR. GAWLIK: Ich habe das so aufgefaßt, Herr Vorsitzender, daß ich das, was vor der Kommission länger als in zwei Tagen verhandelt worden ist, nun kurz noch einmal im Ergebnis zusammenfasse. Und so ist es ja auch. Ich bringe jetzt nun... Der Zeuge ist vor der Kommission zwei Tage vernommen worden, und ich werde das jetzt vielleicht in einer bis eineinhalb oder zwei Stunden bringen. Aber ich glaubte, daß gerade die verschiedene Zielsetzung des Sicherheitsdienstes In den einzelnen Jahren für das Hohe Tribunal von Interesse ist.

VORSITZENDER: Gut, wollen Sie dann versuchen, die Zusammenfassung in vernünftigen Grenzen zu halten?

DR. GAWLIK: Jawohl, Herr Präsident!