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[Pause von 10 Minuten.]

OBERJUSTIZRAT SMIRNOW: Herr Vorsitzender! Ich bitte um Erlaubnis bezüglich eines Punktes, auf den mich meine amerikanischen Kollegen aufmerksam gemacht haben, dem Zeugen noch eine Frage über das von mir bereits vorgelegte erste Dokument zu stellen.

VORSITZENDER: Was war das erste?

OBERJUSTIZRAT SMIRNOW: Dokument USSR- 509, das Schema.

VORSITZENDER: Ja.

OBERJUSTIZRAT SMIRNOW: Danke sehr.

Sagen Sie, Zeuge, Sie bestreiten, daß der laut Schema dem Einsatzstab L angehörende Gengenbach ein Mitarbeiter des SD war?

[Dem Zeugen wird das Dokument überreicht.]

HOEPPNER: Gengenbach war Mitarbeiter des SD.

OBERJUSTIZRAT SMIRNOW: Er war also Mitglied des SD, ja?

HOEPPNER: Jawohl, er war Gruppenleiter, zum Schluß III A; er war mein unmittelbarer Vorgänger.

OBERJUSTIZRAT SMIRNOW: Sagen Sie, sind Sie nicht sein unmittelbarer Stellvertreter geworden?

HOEPPNER: Ich war Nachfolger von Gengenbach, aber nicht Stellvertreter von Gengenbach, denn als ich in das Reichssicherheitshauptamt nach Berlin kam, war Gengenbach bereits tot. Im übrigen war Gengenbach in der damaligen Zeit noch nicht in Berlin, sondern, soweit ich mich heute aus späteren Erzählungen von ihm entsinnen kann, in München. Ich selbst habe Gengenbach erst im Kriege kennengelernt.

OBERJUSTIZRAT SMIRNOW: Auf jeden Fall haben Sie die Stelle im SD übernommen, die vorher Gengenbach innehatte.

HOEPPNER: Den Dienst, den Gengenbach dann später in Berlin übernommen hatte, habe ich dann von ihm übernommen. Er war Gruppenleiter III A, wie ich.

OBERJUSTIZRAT SMIRNOW: Danke schön. Herr Vorsitzender! Die Amerikanische Anklagebehörde fügt noch die Dokumente US-175 und US-174 hinzu. Darin wird in den unterstrichenen Stellen mitgeteilt, daß der Chef der Abteilung III A Gengenbach war.

Ich habe keine Fragen mehr, Herr Vorsitzender.

VORSITZENDER: Ist die Rede Himmlers vom 15. März 1940 schon als Beweismittel vorgelegt worden?

OBERJUSTIZRAT SMIRNOW: Soviel mir bekannt ist, Herr Vorsitzender, nein. Auf jeden Fall kenne ich diese Rede nicht.

VORSITZENDER: Danke. Jetzt – Dr. Gawlik.

DR. GAWLIK: Herr Zeuge! Haben Sie noch das Dokument USSR-509?

HOEPPNER: Ich habe überhaupt kein Dokument mehr.

[Dem Zeugen wird das Dokument überreicht.]

DR. GAWLIK: Herr Zeuge! Sehen Sie sich bitte Blatt 1 an. Welches war die Aufgabe dieser Einsatzgruppen, die in der Tschechoslowakei eingesetzt werden sollten?

HOEPPNER: Das weiß ich nicht, da ich weder mit der Vorbereitung dieser Aufgaben...

DR. GAWLIK: Ich sagte Ihnen, sehen Sie sich Blatt 1 an.

HOEPPNER: »Sicherung des politischen Lebens, Sicherung der Volkswirtschaft« steht auf Blatt 1.

DR. GAWLIK: War dies eine völlig andere Aufgabe als die Aufgabe, die später im Jahre 1941 den Einsatzgruppen A, B, C, D im Osten erteilt worden ist?

HOEPPNER: Ich kenne die Einsatzaufgaben im Osten ebenso nicht genau, weil ich niemals im Einsatz gewesen bin. Aber soweit ich informiert bin, hatten die Einsatzgruppen im Osten bestimmt nichts mit der Sicherung der Volkswirtschaft zu tun gehabt. Die Einsatzgruppen im Osten hatten ja wohl die Aufgabe der Sicherung des rückwärtigen Heeresgebietes.

DR. GAWLIK: Sehen Sie sich bitte die Karte an, die Aufstellung dieser Einsatzgruppen.

HOEPPNER: Die handgeschriebene oder die gedruckte?

DR. GAWLIK: Die andere, die zweite. Können Sie an Hand dieser Karte die Frage beantworten, ob diese Einsatzgruppen zu der Organisation des SD gehörten?

HOEPPNER: Sie meinen die Karte, wo oben steht »Stab-SS-Gruppenführer Heydrich«?

DR. GAWLIK: Jawohl, diese Karte meine ich.

HOEPPNER: Nein, das war keine Organisation des Sicherheitsdienstes, sondern das war etwas völlig Neues oder ist etwas völlig Neues.

DR. GAWLIK: Gehörten die Aufgaben, die diese Einsatzgruppen hatten, diese Einsatzstäbe hatten, zu den Aufgaben des Sicherheitsdienstes?

HOEPPNER: Ich kenne die Aufgaben nicht, die diese Einsatzstäbe damals bekommen haben. Auf jeden Fall, die Aufgabe auf Blatt 1, »Sicherung der Volkswirtschaft«, ist bestimmt keine Aufgabe des Sicherheitsdienstes, denn es ist keine nachrichtendienstliche Aufgabe, ebenso »Sicherung des politischen Lebens« ist keine nachrichtendienstliche Aufgabe.

DR. GAWLIK: Sind Teile der Organisation des SD bei diesen Einsatzgruppen verwendet worden? Können Sie an Hand dieser Karte die Frage beantworten?

HOEPPNER: Soweit aus der Karte ersichtlich ist, sind Teile der Organisation nicht verwendet worden, sondern lediglich einzelne Angehörige des Sicherheitsdienstes, genau so wie der Staatspolizei als einzelne. Es wird also ebenso gewesen sein wie später bei den Einsatzgruppen im Osten, daß man diese Angelegenheit mit der Einziehung zur Wehrmacht vergleichen kann.

DR. GAWLIK: Sind die Angehörigen... die einzelnen Angehörigen des Sicherheitsdienstes durch die Kommandierung zu den Einsatzstäben aus der Tätigkeit des Sicherheitsdienstes ausgeschieden?

HOEPPNER: Ja, selbstverständlich, denn sie haben ja dann eine völlig andere Tätigkeit bekommen. Ich kann auch hier wieder nur den Beamtenvergleich bringen: Wenn ein Richter zur Wehrmacht eingezogen wird, dann scheidet er für diese Zeit aus seiner Richteraufgabe aus.

DR. GAWLIK: Waren bei den Angehörigen des Sicherheitsdienstes, insbesondere bei den Angehörigen der nachgeordneten Dienststellen der Leitabschnitte der Außenstellen, allgemein der Einsatz dieser Einsatzstäbe, ihre Tätigkeit und ihre Aufgaben bekannt?

HOEPPNER: In keiner Weise.

DR. GAWLIK: Ich komme nunmehr zu dem zweiten Dokument. Es handelt sich um das Schreiben der Blockstelle Mogilno. (USSR-522.)