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[Der Zeuge verläßt den Zeugenstand.]

RA. PELCKMANN: Ist es angenehm, Herr Präsident, wenn ich den nächsten Zeugen erst nach 13.00 Uhr rufe, um 14.00 Uhr?

VORSITZENDER: Nein, rufen Sie den Zeugen jetzt.

RA. PELCKMANN: Ich rufe den Zeugen Brill.

[Der Zeuge betritt den Zeugenstand.]

VORSITZENDER: Wollen Sie bitte Ihren vollen Namen angeben.

ZEUGE ROBERT BRILL: Robert Brill.

VORSITZENDER: Wollen Sie mir folgenden Eid nachsprechen: »Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit sagen, nichts verschweigen und nichts hinzusetzen werde.«

[Der Zeuge spricht die Eidesformel nach.]

RA. PELCKMANN: Herr Zeuge! Welche Tätigkeit haben Sie ausgeübt, die Sie in den Stand setzt, hier über die Angelegenheit der SS auszusagen?

BRILL: Ich war zwölf Jahre lang bei der Waffen-SS, habe 1933 als einfacher Mann meinen Dienst in der Leibstandarte begonnen, bin dort Offizier geworden, bin dann vier Jahre lang, mit Unterbrechung von Fronteinsätzen, im Ergänzungsamt der Waffen-SS gewesen. Zum Schluß des Krieges war ich Ordonnanzoffizier in einer SS-Panzerdivision.

RA. PELCKMANN: Was heißt das: »Ergänzungsamt der Waffen-SS«?

BRILL: Das Ergänzungsamt der Waffen-SS befaßte sich mit der Werbung, der Untersuchung und der Einberufung der Rekruten der Waffen-SS, sowie mit der Wehrüberwachung der Gebietsangehörigen der Waffen-SS. Ich war im Ergänzungsamt Hauptabteilungsleiter und hatte dort die Einberufung und Wehrüberwachung unter mir. Ich habe jedoch auch genügend Einblick in die anderen Abteilungen bekommen, um hierüber Aussagen machen zu können.

RA. PELCKMANN: Ist es richtig, daß Sie besonders die zahlenmäßige Entwicklung innerhalb der Waffen- SS kennen?

BRILL: Jawohl.

RA. PELCKMANN: Und wollen Sie nun dem Gericht möglichst genaue Angaben machen unter besonderer Berücksichtigung der Frage: Freiwillige Meldung zur Waffen-SS oder Einziehung zur Waffen-SS?

BRILL: Die Waffen-SS entstand aus der SS-Verfügungstruppe. Den Stamm der SS-Verfügungstruppe bildeten einige hundert Mann Leibstandarte. Diese waren 1933 aufgestellt worden als Wach- und Repräsentationstruppe der Reichskanzlei. Durch Erweiterung dieser Wach- und Repräsentationsaufgaben ist die Verfügungstruppe in den Jahren 1934 bis 1939 aus Freiwilligen aus den Gesamtschichten der deutschen Bevölkerung ergänzt worden. Bei Kriegsbeginn hatte die Verfügungstruppe zirka 18000 Mann. Der Dienst in der Verfügungstruppe war Wehrdienst.

Daneben bestand am 1. September 1939 noch der Totenkopfverband in Stärke von zirka 8000 Mann. Zu diesen beiden Verbänden nun kamen in der Zeit vom Herbst 1939 bis zum Frühjahr 1940 zirka 36000 Mann, die durch Notdienstverordnung als sogenannte Polizeiverstärkung eingezogen worden waren. Diese 36000 Mann, zusammen mit der Verfügungstruppe und den Totenkopfverbänden, bildeten die Waffen- SS.

Eine Verfügung des Oberkommandos der Wehrmacht vom Frühjahr 1940, die dann später in der im Dezember 1940 erlassenen Heeresdienstvorschrift erschien, regelte die Wehrüberwachung, Wehrerfassung und Rekrutierung dieser Waffen-SS. Wir hatten Anfang 1940 100000 Mann Waffen-SS, und zwar waren es 36000 Eingezogene und 64000 Freiwillige.

VORSITZENDER: Der Gerichtshof vertagt sich nun.