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[Zum Zeugen gewandt:]

Und nun, Zeuge, sehen Sie sich den Stempel auf der Photokopie an! Sehen Sie den Stempel? Er lautet: »Waffen-SS – Kommandantur KL Sachsenhausen.« Wollen Sie weiter behaupten, daß die Lagerkommandantur nicht aus der Waffen-SS bestand?

BRILL: Jawohl. Ich werde das auch erklären. Es war so, daß die Kommandanturen der Konzentrationslager etatmäßig auf dem Etat der Waffen-SS waren, weil es ja erforderlich war, alle mit der Wirtschaft zusammenhängenden...

OBER JUSTIZRAT SMIRNOW: Also sie waren auf dem Etat der Waffen-SS?

BRILL: Ich habe gesagt, auf dem Etat der Waffen-SS. Denn es war erforderlich, daß aus wirtschaftlichen Gründen gegenüber dem Reich eine Organisation von den Kommandanturen genannt worden ist, die die Möglichkeit hatte, mit Reichsmitteln und Behörden des Reiches zu arbeiten.

OBERJUSTIZRAT SMIRNOW: Um die Frage endgültig zu klären, Herr Vorsitzender, bitte ich Sie, Ihre Aufmerksamkeit auf den Stempel zu lenken; er lautet: »Waffen-SS – Kommandantur KL Sachsenhausen«, was also die Tatsache vollauf bestätigt, daß die Lagerkommandantur eine SS-Kommandantur war.

Ich habe keine weiteren Fragen mehr an den Zeugen.

VORSITZENDER: Wollen Sie ein Rückverhör vornehmen, Dr. Pelckmann?

RA. PELCKMANN: Herr Zeuge! Ich werde den nächsten Zeugen noch über das fragen, was ich Sie jetzt in einer einzigen Schlußfrage frage. Haben Sie einmal den Ausdruck »nominelle Waffen-SS« gehört?

BRILL: Jawohl. Mit der Bezeichnung »nominelle Waffen-SS« haben wir die Bewachungsmannschaften und Kommandanturen der Waffen-SS, soweit diese Kommandanturen überhaupt in der Waffen-SS waren, in der nominellen Waffen-SS, bezeichnet. Wir haben also innerhalb der Waffen-SS, wie ich dies auch schon auf Grund der Verfügung über die Ergänzung dargelegt habe: die eigentliche Waffen-SS, das ist die Truppe, und wir haben noch auf dem Etat, auf dem Wirtschaftsetat der Waffen-SS, verschiedene Verbände und Vereinigungen, die auf Befehl Himmlers dorthin kamen, um sie auch in den Genuß der Vorteile der Waffen-SS bezüglich Verhandlungen bei Behörden, wirtschaftlicher Art und so weiter zu bringen.

RA. PELCKMANN: Es war also ein technischer Ausdruck, der überall bekannt war, »nominelle Waffen-SS«?

BRILL: Jawohl, die eigentliche Waffen-SS, das heißt die Truppe, unterstand ja auch einem Kommandoamt der Waffen-SS, soweit sie nicht an der Front dem Heer selbst unterstellt war. Und diese Inspektion KL unterstand dem Kommandoamt der Waffen-SS nicht. Sie bekam auch keine Befehle von dort. Die Inspektion KL hatte auch innerhalb ihres Amtes einen eigenen Befehlsweg; soweit ich im Bilde bin, bekam sie auch ihre Post selbständig und so weiter. Sie kam keineswegs mit, der Waffen-SS, ja, soweit ich im Bilde bin, nicht einmal mit dem Wirtschafts-Verwaltungshauptamt, von dem sie ja selbst eine Amtsgruppe ist, näher in Berührung.

RA. PELCKMANN: Danke schön.

MR. BIDDLE: Zeuge! Sie sagten doch, daß die Kommandanturen zum Etat der Waffen-SS gehörten. Meinten Sie, daß sie auf dem Haushalt der Waffen-SS standen?

BRILL: Auf dem Haushalt der Waffen-SS, soweit mir bekannt ist.

VORSITZENDER: Und stand die Inspektion der Konzentrationslager auch auf dem Haushalt der Waffen-SS?

BRILL: Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.

VORSITZENDER: Wie wurde die Waffen-SS befahlt? Wurde sie auf die gleiche Weise wie die Wehrmacht bezahlt?

BRILL: Ja.

VORSITZENDER: In derselben Höhe?

BRILL: Ja.

VORSITZENDER: Und war ihr Haushalt im Wehrmachtshaushalt einbegriffen, oder gab es einen Sonderhaushalt?

BRILL: Ja.

VORSITZENDER: Was meinen Sie jetzt mit Ja? War er im Haushalt der Wehrmacht oder in einem getrennten Haushalt enthalten?

BRILL: Wir waren besoldet nach der Reichsbesoldungsordnung, Abteilung Heer, also aus dem Haushalt der Wehrmacht.

VORSITZENDER: Also waren Sie in jeder Beziehung, soweit es sich um die Bezahlung handelt, ein Teil des regulären Heeres? Ist das richtig?

BRILL: Jawohl.

VORSITZENDER: Warum haben Sie dann diese besondere Bezeichnung »Waffen-SS« beibehalten, wenn Sie ein Teil der Wehrmacht waren?

BRILL: Ich nehme an, daß Himmler und insbesondere Hitler das so wollte. Er wollte eine Waffen-SS, eine besondere Truppe haben.

VORSITZENDER: Sie haben doch andere Uniformen, nicht wahr, andere als die Wehrmacht gehabt?

BRILL: Wir hatten dieselbe Uniform, nur andere Abzeichen, das heißt, wir hatten dieselben Achselstücke, nur zusätzlich Sterne und Streifen. Das hatte die Wehrmacht nicht.

VORSITZENDER: In welchem Maße unterstanden Sie, nachdem Sie in die Armee eingetreten waren, immer noch Himmlers Befehl?

BRILL: Ich war... Unter Himmlers Befehl waren wir überhaupt nicht. Wir waren bis 1939 als SS-Verfügungstruppe unter Hitlers Befehl, und dann war die Waffen-SS ebenfalls unter Hitlers Befehl, und zwar als Oberstem Befehlshaber der Wehrmacht.

VORSITZENDER: Hat Himmler überhaupt etwas mit der Waffen-SS zu tun gehabt?

BRILL: Jawohl, Himmler hatte zum Beispiel Inspektionsrecht. Er hatte das Recht, Beförderungen auszusprechen und bezüglich Verwaltung und Truppenbetreuung und – soviel ich weiß – auch im Gerichtswesen hatte Himmler Einfluß, das heißt seine Hauptämter.

VORSITZENDER: Der Zeuge kann sich zurückziehen.