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[Der Zeuge verläßt den Zeugenstand.]

RA. PELCKMANN: Euer Lordschaft! Zur tatsächlichen Klärung der Frage, die das Hohe Gericht soeben gestellt hat, halte ich es für nötig, den Leiter des Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes, Amtsgruppe D, den Zeugen Pohl, hinzuzuholen und als Zeugen zu hören. Es ist nämlich nicht sicher...

VORSITZENDER: Ist es einer der Zeugen, die zugelassen worden sind?

RA. PELCKMANN: Es ist keiner dieser Zeugen. Ich will nur mündlich meinen schriftlichen Antrag, den ich einreichen werde, vorbereiten.

VORSITZENDER: Der Gerichtshof ist der Ansicht, daß Sie besser Ihren nächsten Zeugen rufen, Dr. Pelckmann.

RA. PELCKMANN: Der nächste Zeuge wird gerade über diese Fragen, die an den letzten Zeugen gestellt worden sind, gut aussagen können, und ich werde mir erlauben, meine Vorschläge für das Kreuzverhör bezüglich Pohl schriftlich zu geben. Ich rufe den Zeugen Hauser.

[Der Zeuge betritt den Zeugenstand.]

VORSITZENDER: Zeuge! Wollen Sie Ihren vollen Namen nennen.

ZEUGE PAUL HAUSER: Paul Hauser.

VORSITZENDER: Wollen Sie mir folgenden Eid nachsprechen: »Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich die reine Wahrheit sagen, nichts verschweigen und nichts hinzufügen werde.«

[Der Zeuge spricht die Eidesformel nach.]

VORSITZENDER: Sie können sich setzen.

RA. PELCKMANN: Herr Zeuge! Wann sind Sie geboren?

HAUSER: Ich bin geboren am 7. Oktober 1880.

RA. PELCKMANN: Sie waren aktiver Soldat?

HAUSER: Jawohl.

RA. PELCKMANN: Wann sind Sie ausgeschieden aus der Wehrmacht?

HAUSER: Ich bin am 1. Februar 1932 aus der Reichswehr als Generalleutnant ausgeschieden.

RA. PELCKMANN: Wie sind Sie zur SS gekommen?

HAUSER: Ich bin im Jahre 1933 als Nichtparteimann in den Stahlhelm eingetreten und mit diesem in die SA-Reserve 1934 überführt worden. Nach den Ereignissen im Sommer 1934 bekam ich eine Anfrage Heinrich Himmlers, ob ich bereit wäre, die Einrichtung und Leitung einer Offiziersanwärterschule zu übernehmen. Ich habe diesen Auftrag angenommen und bin dann im November 1934 in die Verfügungstruppe eingetreten.

RA. PELCKMANN: In welcher Zeit und in welcher Stellung haben Sie die Kenntnisse erworben, die Sie befähigen, hier als Zeuge für die SS etwas auszusagen?

HAUSER: Ich habe von Ostern 1935 bis Sommer 1936 die Schule geleitet; war dann Inspekteur der Verfügungstruppe von 1936 bis 1939; führte im Krieg zwei Jahre eine SS-Division und ein SS-Panzerkorps und wurde dann vom Jahre 1944 ab wieder im Rahmen des Heeres als Oberbefehlshaber einer Armee und einer Heeresgruppe verwendet. Ich bin in der Lage, Auskunft zu geben über die Verfügungstruppe im Frieden und über die Waffen-SS im Krieg, soweit ich sie persönlich kennengelernt habe und sie unter meinem Befehl stand. Die Allgemeine SS kenne ich nicht. An einer Zentralstelle bin ich während des Krieges nicht verwendet worden.

RA. PELCKMANN: Welches war Ihr letzter Dienstgrad in der Waffen-SS?

HAUSER: Ich war Generaloberst der Waffen-SS.

RA. PELCKMANN: Welches war Ihre letzte Dienststellung?

HAUSER: Zuletzt war ich Anfang des Jahres 1945 Oberbefehlshaber der Heeresgruppe D, die die Westfront am südlichen Flügel hatte.

RA. PELCKMANN: Wie viele Divisionen waren Ihnen damals unterstellt?

HAUSER: Zu dieser Heeresgruppe gehörten wechselnd 20 bis 30 Divisionen, von denen nur zwei der Waffen-SS angehörten.

RA. PELCKMANN: Wie kamen Sie als General der Waffen-SS in eine leitende Stellung im Heer, in der Armee?

HAUSER: Das war eine Folge des engen Zusammenarbeitens dar Armee mit der Waffen-SS. Ich kann nur auf Grund der Urteile meiner Vorgesetzten im Heer zu dieser Verwendung vorgeschlagen worden sein.

RA. PELCKMANN: Zurück zu den Anfängen! Wann wurde die Verfügungstruppe geschaffen, wie stark war sie und wie stark wurde sie?

HAUSER: Die Anfänge der Verfügungstruppe reichten bis zum Jahre 1933 hinein. In diesem Jahr wurde die Leibstandarte als eine Art Leibwache für Adolf Hitler geschaffen. Anschließend wurden einzelne Bataillone für repräsentative Aufgaben gebildet. Nur aus den ersten Anfängen vom Jahre 1933 bis 1934 sind Männer der Allgemeinen SS verwendet worden. Später wurde unter der Jugend, und zwar der jüngsten wehrpflichtigen Jahrgänge, geworben.

RA. PELCKMANN: Wie war der Stand im Jahre 1936 und als Beispiel im Jahre 1939?

HAUSER: Im Jahre 1936 bestanden drei Infanterieregimenter und drei technische Bataillone; im Jahre 1939 gab es vier Infanterieregimenter, ein Artillerieregiment und drei technische Bataillone.

VORSITZENDER: Ich glaube, wir werden jetzt eine Pause einschalten.