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[Zum Zeugen gewandt:]

Das erste Dokument D-419 ist ein Bericht des Generals der Artillerie Petzel vom 23. November 1939 über die innere Lage im Warthegau – in Westpolen –, der, wie im Dokument steht, dem Reich einverleibt war.

Ich möchte Sie mit der ersten Seite des Dokuments, dem Bericht vom 2. Dezember und dem Schreiben vom 30. November, nicht belästigen, aber wenn Sie das Schreiben von General Petzel vom 23. November 1939 lesen wollen; der zweite Absatz lautet:

»Die große Aufbauarbeit auf allen Gebieten wird nicht gefördert durch das Eingreifen von SS-Formationen, die mit ›volkspolitischen Sonderaufträgen‹ eingesetzt und darin dem Reichsstatthalter nicht unterstellt sind. Hier macht sich die Tendenz geltend, über den Rahmen dieser Aufgaben hinaus, maßgebend in alle Gebiete der Verwaltung einzugreifen und einen ›Staat im Staate‹ zu bilden. Diese Erscheinung bleibt nicht ohne Rückwirkung auf die Truppe, die über die Formen der Aufgabendurchführung empört ist und dadurch verallgemeinernd in einen Gegensatz zu Verwaltung und Partei gerät. Die Gefahr ernsthafter Auseinandersetzungen werde ich durch strenge Befehle ausschalten. Daß darin eine hohe Anforderung an die Disziplin der Truppe liegt, ist nicht von der Hand zu weisen.«

Und dann der nächste Absatz:

»Fast in allen größeren Orten fanden durch die erwähnten Organisationen öffentliche Erschießungen statt. Die Auswahl war dabei völlig verschieden und oft unverständlich, die Ausführung vielfach unwürdig.

In manchen Kreisen sind sämtliche polnischen Gutsbesitzer verhaftet und mit ihren Familien interniert worden. Verhaftungen waren fast immer von Plünderungen begleitet.

In den Städten wurden Evakuierungen durchgeführt, bei denen wahllos Häuserblocks geräumt wurden und die Bewohner nachts auf Lastkraftwagen verladen und in Konzentrationslager verbracht wurden. Auch hier waren Plünderungen ständige Nebenerscheinungen. Die Unterbringung und Verpflegung in den Lagern waren derart, daß vom Korpsarzt der Ausbruch von Seuchen, und damit eine Gefährdung der Truppe, befürchtet wurde....

In mehreren Städten wurden Aktionen gegen Juden durchgeführt, die zu schwersten Übergriffen ausarteten. In Turck fuhren am 30. 10. 1939 drei SS-Kraftwagen unter Leitung eines höheren SS-Führers durch die Straßen, wobei die Leute auf der Straße mit Ochsenziemern und langen Peitschen wahllos über die Köpfe geschlagen wurden. Auch Volksdeutsche waren unter den Betroffenen. Schließlich wurden eine Anzahl Juden in die Synagoge getrieben, mußten dort singend durch die Bänke kriechen, wobei sie ständig von den SS-Leuten mit Peitschen geschlagen wurden. Sie wurden dann gezwungen, die Hosen herunterzulassen, um auf das nackte Gesäß geschlagen zu werden. Ein Jude, der sich vor Angst in die Hosen gemacht hatte, wurde gezwungen, den Kot den anderen Juden ins Gesicht zu schmieren.

In Lodz ist vertraulich bekanntgeworden, daß der SS-Oberführer Mehlhorn folgende Anordnungen getroffen hat:

1.) An Polen und Juden werden ab 9. 11. keine Arbeitslosenunterstützungen mehr ausgezahlt, lediglich die Pflichtarbeit wird entschädigt. (Maßnahme bereits bestätigt.)

2.) Juden und Polen werden ab 9. 11. von der Zuteilung der rationierten Lebensmittel und der Kohlen ausgeschlossen.

3.) Durch Provokationen soll Unruhe und Zwischenfälle hervorgerufen werden, um die Durchführung der volkspolitischen Arbeit zu erleichtern.«

Mit dem Rest des Dokuments werde ich Sie nicht aufhalten. Dieser Teil gibt Einblick in die Tätigkeit der SS in Polen im November 1939.

Das nächste deutsche Dokument ist D-578.

Euer Lordschaft! Ich wurde eben noch auf einen weiteren Satz in Dokument D-419 hingewiesen, auf den ich noch die Aufmerksamkeit des Gerichtshofs lenken möchte, es ist der vorletzte Absatz:

»Wie der Militärbefehlshaber von Posen seinerzeit bereits an das Oberkommando des Heeres gemeldet hat, wird von der Truppe das Mißverhältnis zwischen ihrem Wehrsold und den um ein Vielfaches höheren Tagegeldern der anderen Formationen sehr stark empfunden.«

Das Dokument D-578 ist ein Bericht von einem deutschen Brigadekommandeur der 1. Gebirgsbrigade, Oberst Pericic, mit dem Datum vom 26. September 1943. Es wird GB-553. Es ist ein Bericht über den Einsatz der SS-Einheiten im Raume Popovaca in Bosnien. Ich möchte daraus nur die zwei ersten Absätze verlesen:

»Am 16. September 1943 marschierte aus Popovaca nach Osekovo wegen Zwangseinkauf von Vieh eine SS-Einheit mit 80 Mann. Über die Ankunft dieser Einheit im taktisch-operativen Raum der 1. Geb. Brig. und über die Tätigkeit dieser Einheit in dem Raum, für den ich allein verantwortlich bin, wurde ich von keiner Seite benachrichtigt.

Kurze Zeit nach der Ankunft in Osekovo wurde diese Einheit von Partisanen überfallen. Unter dem Druck der in der Übermacht befindlichen Partisanen mußte sich diese Einheit in Richtung der E.-Station zurückziehen, was ihr auch gelang; doch hatte sie vier Schwer-, mehrere Leichtverwundete, darunter der Einheitsführer, einen Vermißten und einen PKW verloren sie auch.

Der Einheitsführer meldete dann aus Popovaca fernmündlich, daß er, als er sich zurückziehen mußte, alle Leute, die sich im Freien aufhielten, tötete, denn er hatte keine Möglichkeit, die loyale Bevölkerung von den Banden zu unterscheiden. Er teilte selbst mit, daß er bei dieser Gelegenheit ca. 100 Personen tötete.«

Nun möchte ich noch einige Dokumente, die von den Opfern einiger dieser Greueltaten handeln, vorlegen. Als erstes das Dokument D-945 der Jugoslawischen Delegation.

Zeuge! Sind Sie sich dessen bewußt, daß die Division »Prinz Eugen« eine Division der Waffen-SS war?