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[Zum Zeugen gewandt:]

Ich will vor der Mittagspause nur noch ein oder zwei Fragen an Sie stellen.

Haben Sie jemals mit dem Finanzminister Oswald Pohl irgendwelche Schwierigkeiten gehabt? Er ist der Mann, der erklärte, er hätte darüber mit Ihnen gesprochen, sogar über die widerliche Tatsache, daß die Kleider von toten Juden stammten? Oder hatten Sie in Ihrem Leben Schwierigkeiten mit ihm, solche persönlicher Art?

FUNK: Ich habe mit Pohl, soweit ich mich erinnere, überhaupt nur einmal gesprochen, und bei mir war er vielleicht zweimal.

MR. DODD: Die Antwort ist also nein, stimmt das?

FUNK: Nein.

MR. DODD: Nun, Sie haben natürlich dieses Affidavit gesehen. Er gibt da in allen Einzelheiten an, wann er Sie sah, wo er Sie sah, wer sonst noch zugegen war, selbst die Zahl der Leute, die bei Ihrem kleinen Essen im Speisesaal dort waren. Wissen Sie irgendeinen Grund, warum er sich solche Aussagen wie diese gegen Sie erdichten sollte? Sollten sie Ihnen oder dem Gerichtshof helfen? Können Sie überhaupt irgendeine Vermutung, ein Motiv, eine Ursache angeben, warum er so furchtbar über Sie lügen sollte?

FUNK: Das ist meines Erachtens ein rein psychologischer Grund, weil Menschen, die in einer so furchtbaren Situation sind wie Pohl, die hier des Mordes an Millionen angeklagt werden, üblicherweise – das kennen wir auch – andere zu belasten pflegen.

MR. DODD: Darf ich Sie unterbrechen? Sie wollen sagen, daß er in der gleichen Lage ist, in der Sie sich befinden?

FUNK: Nein, ich betrachte mich nicht als Millionenmörder.

MR. DODD: Nun, ich will mich mit Ihnen darüber nicht streiten. Ich wollte Ihnen die Gelegenheit geben, dem Gerichtshof einen Grund anzugeben, den Sie gehabt haben mochten – und ich glaube, Sie haben einen. Dann noch eine andere Sache. Ich möchte Sie fragen – wir haben darüber keinerlei Zweifel: Obwohl es sich um Millionen von Wertgegenständen gehandelt haben muß, die den Leuten, die in Konzentrationslagern getötet wurden, abgenommen und von Ihrem Wirtschaftsministerium mit Unterstützung Ihrer Reichsbank erbeutet wurden, wünschen Sie, daß wir Ihrer Aussage entnehmen sollen, Sie hätten nichts davon gewußt? Können Sie das kurz mit Ja oder Nein beantworten? Habe ich recht mit meiner Formulierung? Sie wußten nichts davon?

FUNK: Habe ich nie behauptet, daß ich gar nichts davon wußte. Ich habe immer gesagt, daß ich wußte, daß von der SS beschlagnahmte Werte ins Depot zur Reichsbank kamen und daß Devisen, Gold und andere ausländische Effekten und Noten von der Reichsbank verwertet wurden. Daß ich aber nichts wußte...

MR. DODD: Einen Augenblick bitte! Ich glaube nicht, daß Sie meine Frage mißverstanden haben. Ich fragte Sie vorerst nur über die Textilien. Ich glaube, Sie erklärten dem Gerichtshof, Sie wüßten von den Textilien. Sie wußten überhaupt nichts über die Textiltransaktion?

FUNK: Nein! Ich wußte nicht, daß Textilwaren von den Konzentrationslagern in diesem Umfange zur Verwertung...

MR. DODD: Das ist alles, was ich zu hören wünsche, das ist Ihre Antwort.

Tausende anderer Artikel persönlicher Art, wie Armbanduhren, Füllfederhalter, Damenhandtaschen, allerlei Juwelen und Schmuck, ein enormer Teil davon floß nach der Aussage offenbar durch Ihr Wirtschaftsministerium mit Hilfe der Reichsbank, und Sie wollen dem Gerichtshof erklären, Sie hatten sehr wenig Wissen von einer, von all diesen Transaktionen?

FUNK: Über diese Dinge habe ich nichts gewußt, gar nichts.

MR. DODD: Und Goldzähne, Goldplomben waren in den Safes Ihrer Bank, aber Sie wußten gar nichts über dieses merkwürdige Depot? Sie wußten gar nichts über diese Riesensummen von Devisen, die tatsächlich durch Ihre Reichsbank gingen und dort deponiert waren?

FUNK: Über die Riesensummen, die hier genannt sind, wußte ich nichts. Ich wußte nur, daß Devisen abgeliefert wurden.

MR. DODD: Sind Sie wirklich ganz sicher, daß Sie damals in der Reichsbank waren?

FUNK: Jawohl.

MR. DODD: Ich habe keine weiteren Fragen.

VORSITZENDER: Wir wollen uns jetzt vertagen.