DER FÜHRER-MYTHUS

Adolf Hitler, Joseph Goebbels und die Geschichte hinter einem Völkermord


Von Stig Hornshøj-Møller

DER FÜHRER-MYTHUS beschreibt den unheimlichen und äusserst komplizierten Prozess, der zur systematischen Vernichtung von sechs Millionen Juden während des Dritten Reiches führte.

Das Buch enthält eine umfassende, semiotisch angelegte Analyse der Wertvorstellungen, Faktoren und Relationen in der deutschen Gesellschaft, die den Holocaust ermöglichten, und ist voll von überraschenden Beobachtungen und provokierenden Schlussfolgerungen. Es dokumentiert aber auch die psychologische Geschichte von denjenigen, die den grössten, durchorganisierten Massenmord der Geschichte beschlossen, geplant und ausgeführt haben.

Wie der Autor immer wieder hervorhebt, sind es Menschen, die den Mord an andere Menschen beschliessen, und es sind Menschen, die den Mord ausführen. Deswegen wird der Leser mit Adolf Hitler auf intimster Ebene komfrontiert, ebenso mit anderen Schlüsselfiguren wie Joseph Goebbels, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich u.a. Sie werden alle als Menschen von Fleisch und Blut beschrieben, die aus ihrer "sozialen Konstruktion der Wirklichkeit" handelte - gemischt mit elementaren Gefühlen wie Machtgier, Liederlichkeit, Opportonismus, Fanatismus, Schwäche, Religiösität (in ihrer Glaube an den Führer) etc.

Der dänische Historiker Dr. Stig Hornshøj-Møller (Jg. 1949) hat - basiert auf mehr als 25 Jahre Forschung zum Thema - ein Buch über den Genesis und die Inszenierung des Führer-Mythus, das sowohl schokierend als aktuell ist. Seine Analyse dokumentiert, wie die sorgfältige Verwendung von medienproduzierter "Realität" in Film und anderen Formen der Propaganda des Dritten Reiches im Stande war, ganz normale Menschen das Töten anderer Menschen zu befähigen - nur weil diese als "anders" gestempelt worden waren. Trotz der hohen wissenschaftlichen Qualitäten des Buches - der Autor hat mit derselben Akribie und Dokumentationsniveau wie in seiner quellenkritischen Ausgabe des Propagandafilmes "Der ewige Jude" gearbeitet - ist es in einer ungewöhnlich unakademischen und einfühlsam lebendigen Sprache geschrieben. Wegen der hohen Produktionskosten in Dänemark gibt es keine Fussnoten in der dänischen Fassung, aber eine deutsche Übersetzung wird selbstverständlich den Qualitätforderungen zu solchen wissenschaftlichen Publikationen entsprechen.

Vorwort und Nachword


DER FÜHRER-MYTHUS
Inhaltsverzeichnis

 

1. Vorwort

 

I. Symbolen und Bewusstsein

2. Vorzeichen

Das Kapitel beschreibt zentrale Symbolen und Ritualen in der Weltanschauung und im Benehmen Adolf Hitlers: Das EK I, das Hakenkreuz, Opfertod sowie die Bedeutung von Wolf und Wolfsschlucht

3. Wolf

Das Kapitel präsentiert die moderne Theorie über Post Traumatic Stress Disorder und Mutiple Personality Disorder und argumentiert aus der Sicht der Semiotik, warum dieser theoretische Zugang als eine relevante Interpretationsweise der Unterschiede zwischen Hitler privat und als Politiker angesehen werden kann

 

II. Eine suchende Seele

4. Ein unsicheres Kind

Das Kapitel beschreibt Hitlers Kindheit und sein Verhältnis zu seinem Vater und seiner Mutter

5. Ein wirklichkeitsfremder Jüngling

Das Kapitel untersucht Hitlers Geschichte vom Tod seines Vaters bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges

 

III. Die Voraussetzungen

6. Das Erbe von Jesus Christus

Das Kapitel umreisst die lange Tradition des Antisemitismus mit besonderer Rücksicht auf Mythen und ihrer visuellen Gestaltungen

7. "Gott ist tot"

Das Kapitel fokusiert auf den Sozialdarwinismus und die Veränderung von grundlegenden Mythen über die Legitimation des gesellschaftlichen Aufbaus - insbesondere widerspiegelnd die Philosophie von Nietzsche (und ihre Verzerrung durch seine Schwester)

8. Ein auserwähltes Volk und sein Lebensraum

Das Kapitel präsentiert verschiedene Aspekten des "völkischen" Gedankengutes

 

IV. Das Trauma

9. Entweiche, Satan!

Das Kapitel beschreibt Hitler während des Ersten Weltkrieges und fokusiert auf die Bedeutung seines zweimaliges Verlustes der Sehfähigkeit bei Wervicq und in Pasewalk. Es schliesst mit seinem Eintreten in die Partei von Drexler ab

 

V. Herr Wolf

10. Die ersten Schritte

Das Kapitel untersucht Hitlers ersten Tätigkeiten als Politiker zwischen 1919 und 1923 mit besonderer Rücksicht auf seinen antisemitischen Äusserungen

11. Auf der Suche einer neuen Identität

Das Kapitel analysiert den Einfluss des Malers Franz von Stuck auf die Persönlichkeit Adolf Hitlers aus einer allgemeinen Theorie darüber, dass Bilder eine tiefere (Vor-)Struktur im menschlichen Bewusstsein als Wörter bilden

12. Träume und Realität

Das Kapitel fokusiert auf die deutsche Filmproduktion der frühen 20'er Jahren, die als eine Widerspiegelung der Identitätsprobleme der deutschen Gesellschaft im allgemeinen und Adolf Hitlers im besonderen gesehen werden können. Auch hier wird hervorgehoben, wie diese Filme ihm geholfen haben, Bilder und fundamentale Denkstrukturen zu seinen inneren Gefühlen zu finden -als eine Voraussetzung der späteren "Auslese" und Festformung durch Lesen und Schreiben im Landsberg

13. Wolf bekomt ein Gesicht

Das Kapitel beschreibt die Rolle seines Photographen Heinrich Hoffmanns in der Entwicklung des Führer-Mythus

14. "Mein Kampf" - die neue Bibel

Das Kapitel erzählt die Geschichte vom Putschversuch in 1923 und charakterisiert, warum und wie "Mein Kampf" als seine eigene Beschreibung der Rolle seines traumatischen Ichs gesehen werden kann

15. Die Macht des gesprochenen Wortes

Das Kapitel beschreibt die Art und Weise, wie Rhetorik und Sexualität Hitler ermöglichten, seine Zuhörer zu beinahe religiösen Jüngern zu verwandeln

16. Ein defekter Mann

Das Kapitel fokusiert auf die psychologischen Konsekvensen seines fehlenden linken Testikels sowie auf seinen Verhältnis zu Frauen bis Geli Raubal

17. Geli

Das Kapitel erzählt die Geschichte Hitlers merkwürdigen Verhältnis zu seiner Nichte. Ich vertrete dabei die Ansicht, dass ihr Tod ein Unglückfall war, der während einer Auseinandersetzung zwischen den beiden eintraf. Was mich aber mehr interessiert, ist die politischen Konsequenzen von ihrem Tod sowie die Termine seiner Besuche beim ihrem Grabe. Das letzte fand genau am 25. Jahrestag der Schüsse in Sarajevo statt. Ein Zufall?

 

VI. Die Jünger des Führers

18. Canaille Mensch

Das Kapitel beschreibt die frühe Geschichte von Joseph Goebbels, seine Persönlichkeit, "Bekehrung" sowie seine Heirat mit Magda Quandt

19. Ein Züchter von Menschen

Das Kapitel präsentiert die frühe Geschichte von Heinrich Himmler, seine Persönlichkeit, seine "Bekehrung" sowie seine Heirat und Liebesverhältnis zu "Hässchen"

20. Eine blonde Bestie

Das Kapitel beschreibt die frühe Geschichte von Reinhard Heydrich, seine Persönlichkeit, seine "Bekehrung" sowie seine Heirat

21. Göring und die anderen

Das Kapitel gibt nur Kurzbiographien der übrigen Hauptpersonen, wobei es besonders auf die Merkmale fokusiert, die sie gemeinsam in ihren Relationen mit dem Führer hatten

 

VIII. Ein Volk und ein Führer

22. Adolf Hitler ergreift die Macht

Das Kapitel beschreibt die Mischung von Terror und Faszination, die Hitler an die Macht brachte, und fokusiert insbesondere auf die symbolische Bedeutung vom Deutschen Tag in Potsdam am 21.3. 1933

23. Die Schraube ist gestrafft

Das Kapitel analysiert die Gleichschaltung der deutschen Gesellschaft, aber besonders die symbolischen Rituale und Reden zum 9. und zum 10.11. 1933, wobei die Bedeutung der Termine hervorgehoben wird: genau 15 Jahre nach Hitlers Entscheidung, Politiker zu werden

24. Wenn es der Führer nur wüsste

Das Kapitel beschreibt die wichtigsten Ereignisse im Jahre 1934: Der Mord an Röhm und andere, der Tod von Hindenburg und besonders der filmische Entwicklung des Führer-Mythos durch Triumph des Willens. Wie überall im Buch werden die Ereignisse mehr aus der semiotischen Sicht und aus ihrem Einfluss auf die deutsche Mentalität gesehen als aus einer herkömmlichen ereignis-historischen Perspektive

25. Der Führer privat

Das Kapitel behandelt die Geschichte seines Verhältnis zu Eva Braun und anderen Frauen wie z.B. Renate Müller und Unity Valkyrie Mitford. Die Heirat mit Eva Braun wird als Hitlers symbolische Scheidung vom deutschen Volk gesehen

 

VIII. Das Instrumentarium des Terrors

26. Die Reinheit der Rasse

Das Kapitel umreisst die Ideologie und durchgeführte Politik bei der Züchtung einer arischen Rasse

27. Ein Schloss des Grales

Das Kapitel erzählt die Geschichte von Wewelsburg bis 1940

28. Eine Leibgarde

Das Kapitel beschreibt die Entwicklung von SS bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges - insbesonders unter Berücksichtigung von Ritualen und ihrer symbolischen Bedeutung sowie die Aufgaben, womit die SS während der 30'er Jahren beauftragt wurde

 

IX. Der Führer erhebt das Kampfpannier

29. Der Führer trifft eine Entscheidung

Das Kapitel analysiert die symbolische Bedeutung von entscheidenden Ereignissen in 1935 und 1936: Die Nürnberger Gesetze werden am selben Tag veröffentlicht als das Hakenkreuz offiziell Reichsflagge wurde - und Hitler zieht eine andere Schlussfolgerung von den Olympischen Spiele als andere. Er beauftragt Göring mit der Aufrüstung, die vor den nächsten Spielen abgeschlossen werden soll

30. Das Bild von Satan

Das Kapitel fokusiert auf die Bedeutung der Visualisierung der Ideologie, die in 1937 mit verschiedenen Ausstellungen durchgeführt wurde: Gib mir vier Jahre, Deutsche und Entartete Kunst, Der ewige Jude

31. Historische "Zufälle"

Das Kapitel untersucht das geheime Spiel von Heydrich und seinem SD während der 30'er Jahren, wobei Situationen eintraf, die von Hitler als Zeichen seiner Auserwähltheit aufgegriffen werden konnten

32. Der Mythus vom Opfertod

Das Kapitel präsentiert verschiedene Beispiele vom Todes- und Martyrkult im Dritten Reich sowie die Art und Weise, wie sie von der Propaganda gestaltet und ausgenutzt wurden, um die deutsche Öffentlichkeit für den Krieg vorzubereiten

 

X. Eine Liebesgeschichte

33. Liduschka

Das Kapitel erzählt die Liebesgeschichte zwischen Joseph Goebbels und Lida Baarova bis zum 15.8. 1938 - der Tag, wo die grosse Krise mit Magda Goebbels eintraf

34. Führer befiehl, wir folgen!

Das Kapitel setzt diese Geschichte fort und mischt Politik und Privates im Leben von Goebbels bis zum Münchener Abkommen Ende September 1938

35. Hanke

Das Kapitel setzt die Geschichte über Goebbels’ persönliche Probleme und wachsende Isolierung bis Anfang November 1938 fort . Ich vertrete der Ansicht, dass diese Krise entscheidend für die Radikalität der Reichskristallnacht war.

 

36. Eine makabre Liebesbotschaft

Das Kapitel erzählt die Geschichte der Reichskristallnacht weitgehend aus der Sicht von Goebbels

37. Es muss mehr Gewalt geben

Das Kapitel beschreibt die Konsequenzen der Reichskristallnacht, fokusiert aber besonders auf eine Interpretation von Hitlers Rede zur Presse am 10.11. 1938, die als seinen Kommentar zu den Vorgängen der vorigen Nacht gedeutet wird: Die Deutschen haben offenbar noch nicht die grundlegende Bedeutung seines Antisemitismus kapiert. Die Propaganda soll jetzt mehr Gewalt erzeugen

38. Ich möchte kein Jude in Deutschland sein

Das Kapitel fasst die Sitzung zwischen Göring, Goebbels, Heydrich und anderen am 12.11. 1938 zusammen

39. Der Führer tritt als Profet auf

Das Kapitel umreisst den Charakter der antijüdischen Politik in 1939 bis zum Ausbruch des Krieges, darunter auch mit einer Analyse seiner Rede vom 30.1. 1939. Sie wird als Druck auf die Rublee-Verhandlungen gedeutet

 

XI. Die Schwelle zum Völkermord

40. Die Hölle bricht los

Das Kapitel beschreibt Hitlers eigenen, höchst symbolischen Zeitplan zur Entfesselung des Krieges sowie den Feldzug in Polen mit seinen unterschiedlichen Konsequenzen. Noch einmal ist der Fokus eher auf die Bedeutung von der Chronologie und der visuellen Wahrnehmung bestimmten Ereignisse wie z.B. die Bedeutung einer russischen Wochenschau mit Stalin, die Hitler zweimal am 20.8. 1939 sah und somit als Auslöser seines persönlichen Briefes an Stalin gedeutet werden kann

41. Die Generalprobe des Völkermordes

Das Kapitel umreisst den Entscheidungsprozess, der zum Euthanasie-Projekt führte, und beschreibt seine Organisierung. Die Bedeutung des Filmmediums als Teil dieses Prozesses wird hervorgehoben

42. Die Wirklichkeit wirkt

Das Kapitel behandelt die erste Phase der Produktion vom Propagandafilm "Der ewige Jude" und hebt die Bedeutung einer Eintragung im Tagebuch von Joseph Goebbels hervor. Er kommentiert die ersten Proben mit Schächten am Abend den 16.10 1939: "Dieses Judentum muss vernichten werden."

43. Das Schwert wird geschmiedet

Das Kapitel rekonstruiert akribisch die Entwicklung des sogenannten "Filmdokuments", das als ein Röntgen-Bild der abschliessenden Entscheidungsfindung gedeutet werden kann. Das Kapitel untersucht auch die mentalitätgeschichtlichen Konsequenzen des Attentates von 8.11. 1939

44. Ein Glaubenbekenntnis

Das Kapitel setzt die Geschichte des "Ewigen Juden" während der letzten Monate in 1939 fort und behandelt auch den wachsenden religiösen Charakter und Funktion des Führer-Mythus

45. "Eine Symphonie des Ekels"

Das Kapitel setzt die Produktionsgeschichte des Films fort - und zwar unter Hervorhebung der Veränderung der ursprünglichen Intention von "nur" einer Legitimation des Antisemitismus bis zu einer offenen Aufforderung zum Völkermord. Es beschreibt auch die Reaktionen von der ersten Testaufführung sowie die Änderungen, die auf Hitler selbst zurückzuführen sind.

46. "Es ist ungermanisch, ganze Völker auszurotten"

Das Kapitel umreisst die Germanisierungspolitik von Himmler, darunter seinen Plan vom Mai 1940 mit Vorarbeiten, wobei weitgehend auf die Analyse von Richard Breitman (The Architect of Genocide) zurückgegriffen wird

 

XII. Die Entscheidung

47. Der Tag des jüngsten Gerichts

Das Kapitel fokusiert auf Hitlers Bewegungen und Handlungen zwischen seiner Zulassung des Film zur öffentlichen Aufführung am 20.5. 1940 bis seinen Rückkehr nach Deutschland ("Tannenberg") nach dem Waffenstillstand mit Frankreich. Es wird argumentiert, warum Hitler die entgüldige Entscheidung am 1.6. 1940 während seines Besuches bei Werwicq genommen haben muss

48. Die Wächter des Paradieses

Das Kapitel beschreibt, wie Heinrich Himmler mündlich den Befehl zur physischen Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa im "Wolfspalast" im FHQ "Wolfsschlucht" am 22.6. 1940 bekam

 

XIII. Der Führer hat einen Befehl gegeben

49. Geht Ihr verdammte zur Hölle auf der Erde

Das Kapitel behandelt das Madagaskarprojekt, das als einen Teckmantel für den Mordbefehl gesehen wird

50. Die private Heerschar des Führers

Das Kapitel umreisst die Formierung von Waffen-SS in 1940 und präsentiert, wie Himmler mit den Vorbereitungen für den Holocaust anfing. Ich argumentiere dabei, dass genau der 1.6. 1940 das "formelle" Gründungsdatum des Waffen-SS angesehen werden kann

51. Vertreib die Juden!

Das Kapitel fokusiert auf den Spielfilm "Jud Süss" und den intimen Zusammenhang zwischen diesem Film und "Der ewige Jude" sowie auf die Rückwirkung des Erfolges in der Öffentlichkeit von diesem Film auf Hitler, Goebbels und Himmler

52. Die Veröffentlichung des Todesbefehl

Das Kapitel beschreibt ausführlich, wie "Der ewige Jude" bei seiner Uraufführung am 28.11. 1940 vermarktet wurde und unterstreicht die Bedeutung bestimmter Ereignissen im Dezember dieses Jahres. Es schliesst mit der ersten öffentlichen Erinnerung Adolf Hitlers an seine Prophezeihunh am 30.1. 1941 ab

53. Das Paradies auf der Erde

Das Kapitel interpretiert aufgrund einer architekturgeschichtlichen Analyse Wewelsburg als das geplante Mausoläum des Führers. Die dadurch beauftragte Verwaltung des Führer-Mythus nach dem Tod Hitlers wird als die Belohnung des Führers an Himmler für die Übernahme der blutigen Aufgabe gesehen

 

XIV. Industrieller Massenmord

54. Die letzten Steine

Das Kapitel beschreibt die Vorbereitungen zu Operation Barbarossa im Frühjahr 1941. Der Angriff wird als der "äussere" Teil des Endkampfes mit dem Judentum gedeutet. Das Kapitel fokusiert auch auf die Bildung und Ausbildung der Einsatzgruppen

55. Der Kreuzzug gegen den jüdischen Bolschewismus

Das Kapitel umreisst die Entwicklung während des letzten Teil des Jahres 1941 im Osten sowie die letzten Vorbereitung für die Vernichtung der Juden in Europa selbst

56. Die Vernichtung wird systematisiert

Das Kapitel fokusiert auf die Wannsee-Konferenz sowie auf den Tod von Heydrich

57. Der Zweifler

Das Kapitel beschreibt die moralische Dichotonomie in Heinrich Himmler und sieht seine Reden - wie z.B. in Posen - als Belege für seinen inneren Kampf, sich selbst davon zu überzeugen, dass er mit seinen mörderischen Vorhaben etwas Gutes für die Gesellschaft täte

 

XV. Holocaust

58. Shoah

Das Kapitel sieht ganz anders aus als die bisherigen, weil es aus fünf Fotos und fünf Zitaten besteht, die die Greuel von Auschwitz "vergegenwärtigen" sollen

 

 

XVI. Nachwort

59. Die Normalität des Bösen

 

XVII. Appendix

60. Der Propagandafilm "Der ewige Jude"

Das Kapitel druckt nach einigen einleitenden Bemerkungen den Programtext zum Film vom Illustrierten Film-Kurier. In einer evt. deutschen Übersetzung wäre zu überlegen, ob man nicht einfach das Program abfotographieren sollte

 

XVIII. Litteratur- und Quellenverzeichnis

 

(* Fussnote: Die beiden Filme wurden nach 1945 von der allierten Kontrollkommission af einem Index über verbotene Filme gesetzt. I den 60'er Jahren wurde die Bundesrepublik als so demokratisch angesehen, dass sie auch in der Lage war, die Verwaltung dieses Teil des nazistischen Erbes zu übernehmen. Der ewige Jude liegt heute im Bundesarchiv-Filmarchiv in Berlin, während Jud Süss von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden aufbewahrt wird. Transit-Film in München nimmt die kommerciellen Rechte durch Verkauf von höchstens drei Minuten an Fernsehstationen der Welt wahr.

Der öffentlich-rechtliche dänische Sendeanstalt, TV2/Danmark, stellte im Frühjahr 1996 einen Antrag, um längere Ausschnitte der beiden Filme in Zusammenhang mit einer drei-stündigen Serie auf der Grundlage dieses Buch - und mit einem ausdrüclichen Hinweis auf die zentrale Bedeutung der beiden Filmen für die Entschlussbildung zum Holocaust - verwenden zu dürfen. Unter Berufung auf das Auswärtige Amt wurde der Antrag ohne nähere Begründung abgelehnt!)

Anmerkung aus dem vorletzten Abschnitt über Heinrich Himmler als "Zweifler":
Der amerikanische Politologe Daniel J. Goldhagen nannte sein viel besprochenes - und umstrittenes - Buch für "Hitler's Willing Executioners". Er weisst sorgfältig die Radikalität des Antisemitismus nach, der bei Mitgliedern gewisser Polizeibatallionen vorhanden war, die an der Vernichtung der sowjetischen Juden teilnahmen. Weil diese nicht Mitglieder der SS, sondern ganz gewöhnliche Deutsche, die mehr oder wenig durch Zufall in diesen Todespatroullien landeten, nimmt er den Existenz ihres Antisemitismus als Ausdruck der Tiefe der antisemitischen Tradition in Deutschland und als Ausdruck eines besonderen deutschen "Volkscharakter" (vgl. die Darstellung der Voraussetzungen des Dritten Reiches in diesem Buch Kapitel 6-8).

Diese Schlussfolgerung hat natürlich eine grosse Diskussion hervorgerufen und ist seitens einer langen Reihe prominenter Historiker als zu weitgehend und zu unnuanziert kritisiert worden. Der ebenfalls amerikanische Historiker Christopher R. Browning hat weitgehend das selbe Quellenmaterial untersucht und ist zu einer anderen Konklusion gekommen, wo er stattdessen die zunehmende Brutalität des Krieges sowie den Druck von oben und von der Gruppe unterstreicht, dem der einzelne Polizist ausgesetzt worden war.

Es sind auch ernsthafte - und nach meiner Meinung berechtigte - Fragezeichen an sein methodisches Apparat gesetzt worden, wenn auch einige davon auf die Problemen der traditionellen Geschichtsforschung mit dem Akzept gesellschaftswissenschaftlicher Theorien und Methoden zurückzuführen sind. Aus meiner Sicht liegt das Hauptproblem seiner wissenschaftlichen Beweisführung seiner Thesen in einer viel zu oberflächlichen Stellungnahme zur sehr differenzierten Debatte über die Entschlussbildung, die zu Holocaust führte, sowie in einer fehlenden Analyse der tatsächlichen Art und Weise, wie das latente antisemitischen Feindbild vom nazistischen System aktiviert wurde.

Nach meiner Meinung fehlt ihm deswegen gerade das entscheidende Glied zwischen seiner eher theoretischen Analyse des deutschen Antisemitismus auf der einen Seite und seiner empischen Analyse der Weltanschauung der Henker zu ihrem blutigen Job auf der anderen Seite.

Oder um den Punkt auf die Spitze zu setzen: Genau das Thema dieses Buches!